Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (18. Juni 2000)
 

  Gerhard Knotenhauer I.: Bundeskanzler Schröder ist dieser Tage recht gut drauf, versucht, zwar nicht gerade gordische, aber immerhin lange Zeit geschürzte Verstrickungen mit einem Schlag zu lösen. Dampf macht er bei der Steuerreform; bei der Rente hat er gleich einen Überraschungscoup gelandet; und nun auch noch der Atomausstieg. Man kann sagen: Die Opposition überlegt sich derweil noch: Mittun oder zuschauen?

  An und für sich ist das durchaus eindrucksvoll, schliesslich wurde hier zu Lande lange genug über Stillstand und Reformstau lamentiert. Die Folgen indes sind noch nicht absehbar. Wie steht es zum Beispiel mit der Halbwertszeit des
Atombeschlusses? Und, ähnlich brisant, werden sich die Grünen angesichts solcher Beschlüsse alsbald in ihre einzelnen Bestandteile, sprich Atome, auflösen?

  Ganz im Schatten dieser innenpolitischen Umwälzungen stand in dieser Woche ein Ereigniss, das in Deutschland immerhin Erinnerungen zu wecken mag: Der historische Händedruck zwischen dem nordkoreanischen
Kim und dem südkoreanischen Kim. Vieleicht gibt's ja eines Tages noch 'ne Wiedervereinigung ... Neckisch war bei dem bedeutsamen Treffen anzusehen, dass der prinzipientreue Kommunist, der pflichtgemäss dem Kollektivismus frönt, zu individualistisch-eitlen Verfehlungen neigt. Wie ein Foto enthüllt, hat der nordkoeranische Kim, vom Wuchs ein kleiner Mann, damenhafte hohe Absätze getragen. Überdies waren die Stiefelchen recht spitz. Laut Lehrbuch des dialektischen Materialismus hätten solche menschliche Charakterzüge längst absterben müssen ...

 

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