Gerhard
Knotenhauer I.: Bundeskanzler Schröder ist dieser Tage recht gut drauf, versucht,
zwar nicht gerade gordische, aber immerhin lange Zeit geschürzte
Verstrickungen mit einem Schlag zu lösen. Dampf macht er bei
der Steuerreform; bei der Rente hat er gleich einen Überraschungscoup
gelandet; und nun auch noch der Atomausstieg. Man kann sagen: Die
Opposition überlegt sich derweil noch: Mittun oder zuschauen?
An und für sich ist das durchaus eindrucksvoll,
schliesslich wurde hier zu Lande lange genug über Stillstand
und Reformstau lamentiert. Die Folgen indes sind noch nicht absehbar.
Wie steht es zum Beispiel mit der Halbwertszeit des Atombeschlusses?
Und, ähnlich brisant, werden sich die Grünen
angesichts solcher Beschlüsse alsbald in ihre einzelnen Bestandteile,
sprich Atome, auflösen?
Ganz im Schatten dieser innenpolitischen Umwälzungen
stand in dieser Woche ein Ereigniss, das in Deutschland immerhin
Erinnerungen zu wecken mag: Der historische Händedruck zwischen
dem nordkoreanischen Kim und dem südkoreanischen Kim.
Vieleicht gibt's ja eines Tages noch 'ne Wiedervereinigung ... Neckisch
war bei dem bedeutsamen Treffen anzusehen, dass der prinzipientreue
Kommunist, der pflichtgemäss dem Kollektivismus frönt,
zu individualistisch-eitlen Verfehlungen neigt. Wie ein Foto enthüllt,
hat der nordkoeranische Kim, vom Wuchs ein kleiner Mann, damenhafte
hohe Absätze getragen. Überdies waren die Stiefelchen
recht spitz. Laut Lehrbuch des dialektischen Materialismus hätten
solche menschliche Charakterzüge längst absterben müssen
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