Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (2. Juli 2000)
 

  Ein Vorgang ist erst ein Vorgang, wenn eine Akte darüber existiert. Dieses erste Gebot jeder funktionierenden Verwaltung hat seine Schlüssigkeit in diesen Tagen aufs neue bewiesen. Panzerdeals, Schmiergelder, Durchstechereien? Keine Akte - kein Vorgang! So einfach ist das. Der früher zuständige Minister Bohl übernimmt flugs die politische Verantwortung und weiss wahrscheinlich selbst nicht, was das heisst. Seinem oberen Dienstherren Helmut Kohl traut man nach seinem selbstgefälligen Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss zwar einiges zu. Ob er aber in der Lage ist, die "Datei-löschen"-Taste an einem Computer zu finden, ist eher zweifelhaft. So werden all die delikaten Vorgänge der Ära Kohl im gnädigen Dunkel glattgebügelter Festplatten bleiben. Nur Gerüchte schwirren umher. Ein besonders böswilliges mutmasst, man habe auch das halbe Kabinett Kohl einscannen und löschen wollen, um Übergangsgelder zu sparen.

  Löschen möchte der geplagte Steuerzahler am liebsten auch jene
Politik-Taktierer aller Parteien, die konsequent die Auflösung des Reformstaus in Deutschland verhindern. Steuern, Rente - überall liegen die Vorschläge auf dem Tisch. Doch die Blockierer verbeissen sich in Details und malen drohende Untergangsszenarien an die Wand. Die Kunst des politischen Kompromisses scheint in der deutschen Politik unbekannt zu sein. Was bleibt dem Bürger? Nichts, ausser dem Ärger darüber, die Blockierer nicht in die Wüste zu schicken zu können.

  In die Wüste geschickt hat die
Berufs-Blondine Jenny Elvers ihren Heiner Lauterbach. Der Mime mit dem Hang zur Selbstzerstörung qauf Alkoholbasis wurde durch Alex, den Frauenheld aus dem "Big Brother"-Container ersetzt. Starke Gefühle seien es, die sie mit Alex verbindet, bekannte Jenny. Und Heiner tröstet sich mit - blonden - Frauen an irgendeinem bayerischen Ausflugsee. Wird Jenny jetzt zur Persona non grata? Immerhin wurde ihr auf einer Schicki-micki-Party bereits mit rüden Worten der Eintritt verwehrt. Das hat sie nun davon.

  Mit Liebesentzug schlagen sich derzeit auch die
Österreicher im europäischen Club herum. Doch es gibt Hoffnung für den gedemütigten Alpenstaat. Eine Beobachtergruppe der EU soll jetzt über die Einhaltung der Menschenrechte zwischen Neusiedl und Köflach wachen. Wenn's gute Zensuren gibt, dürfen die Wiener Politiker wieder mit auf die Gruppenbilder bei den EU-Gipfeln. Eine harte Prüfung: Wird doch jetzt der Speckanteil in den Tirolern Knödln genauso gemessen wie die politische Gesinnung der Wiener Fiaker-Führer. FPÖ-Chefideologe Jörg Haider polterte bereits gegen die EU-Initiative: "Österreich ist nicht Ruanda."

 

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