Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (18. August 2002)
 

  8 Meter! 8,50 Meter! 9 Meter! Ganz Deutschland redet von nichts anderem als vom Anstieg des Hochwassers. Ein entsetzlicher Countdown, über den wir uns nicht lustig machen wollen. Doch da gibt es eine andere Bedrohung: 90 Kilometer, 50 Kilometer, 3 Kilometer! O Gott, nur noch zweihundert Meter! Hinter diesen Entfernungsangaben steht nicht die Angst, im eigenen Keller überflutet zu werden, sondern die Panik vor dem Schwall liberalen Gedankenguts aus dem Mund von Guido Westerwelle. Der sucht gerade mit seinem Guidomobil die Republik heim und macht, anders als das Hochwasser, auch vor dem Westen der Republik nicht halt. Seine Wahlkampfreden können im Einzelfall rhetorische Flutwellen von bis zu 13 Meter Höhe auslösen. Wen diese Flut erreicht hat, für den gibt es keine Rettung mehr. Er wird unweigerlich zum Liberalen. Die PDS hat deshalb Sandsäcke an die verängstigte Bevölkerung abgegeben. Doch die Unruhe wächst. In welches Dorf wird sich die Silhouette des Guidomobils zuerst zeigen?

  Doch Guido ist sauer. Extra für seinen Auftritt in Sachsen hatte er sich bei Loden-Frey in München zwei Paar gelb-blaue Anglerhosen bestellt und das
Guidomobil als Amphibienfahrzeug umrüsten lassen. Das Mobil kann jetzt bis auf eine Tiefe von acht Metern tauchen und anschliessend unangemeldet in jedem von der Flut verwüsteten Ort wieder auftauchen. Alles umsonst. Per Gerichtsurteil liessen die Ostdeutschen die Teilnahme Guidos am Hochwasser verbieten. Guido darf sich den grossen deutschen Flüssen maximal auf eine Entfernung von zwei Kilometern nähern.

  Gerichtlich verboten wurde auch seine Teilnahme am Duell
Schröder gegen Stoiber im Fernsehen. Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht, dem Europäischen Menschenrechtshof und der Beschwerdestelle des Vatikans halfen nichts. Guido muss draussen bleiben. Pläne, auf eigenen Privatsendern nach 24 Uhr mit sich selber zu debattieren, scheiterten bisher.

  Dafür fiebern jetzt Millionen von Fans dem Spitzenduell entgegen. An allen wichtigen Plätzen der Republik, wie in der Innenstadt von
Bielefeld und an der Autobahnraststätte Irschenberg, sind Videoleinwände aufgebaut. Nach der Drohung Jürgen Möllemanns, direkt in das Fernsehstudio mit dem Fallschirm abzuspringen, installierten ARD und ZDF Fangzäune. Sollte sich Möllemann wirklich darin verfangen, werde er nicht zurückgegeben, hiess es.

  
Möllemann hat deshalb angekündigt, auf der Elbe flussaufwärts Wasserski zu fahren. "Ich will den Leuten Mut machen und gegen die Null-Bock-Mentalität im Osten kämpfen", so Möllemann. Die meisten Anwohner liessen sich nach dieser Nachricht freiwillig evakuieren.

 

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