Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (6.Oktober 2002)
 

  In ganz Deutschland kracht’s. Es sind die Steuerträger, die unter der Last der Abgaben zusammenbrechen. Steuerträger sind die, die zahlen. Also Sie und Wir. Man unterscheidet sie von den Steuerdestinatoren, (laut Duden diejenigen, "denen die Steuerbelastung zugedacht ist"). Das sind die, die zahlen sollen aber nicht zahlen und sich damit in gewissenlose Steuersubjekte verwandeln. In den Staubwolken der eingestürzten Steuerträger sucht die Politik jetzt nach Lösungen.

  Die Wissenschaft bietet dafür drei Theorien an: Die
Äquivalenztheorie, die Assekuranztheorie und die Opfertheorie. Die Äquivalenztheorie besagt, dass es für jede Steuer eine Gegenleistung gibt. Zum Beispiel einen Kreisverkehr oder einen Polizeiobermeister. Die Politik will sich auf dieses primitive Modell nicht einlassen. Die Assekuranztheorie hat der Kanzler nicht verstanden, bleibt nur noch die Opfertheorie. Den Bürgern muss klargemacht werden, dass für die Ausstattung der Bundestagskantine, die Abfindung ausgedienter Manager und den Erhalt der Flugbereitschaft der Bundeswehr Opfer gebracht werden müssen. Vergleichbar dem Erntedankfest, wo sich einst die Bauern zusammenfanden und ihren Dienstherren Kürbisse, Kartoffeln oder Schweine spendeten. Das war ein Zeichen der Dankbarkeit für den Bau von Schlössern und Wasserspielen, die einige hundert Jahre später touristisch genutzt werden konnten.

  Doch immer weniger Steuerträger haben
Schweine oder Kürbisse im Garten. Falls sie einen Garten haben, vermieten sie ihn als Parkfläche, um ihr Einkommen zu verbessern oder sie graben nach Gold, damit sie die Steuern bezahlen können. Die Politik will dieses unsoziale Gebaren mit aller Härte ahnden. Finanzminister Eichel vertritt die Auffassung, dass jeder Bundesbürger spätestens ab dem achten Lebensjahr ein sein Destinator muss.

  Noch schlüpfen zu viele
Destinatoren durch die Lücken des Gesetzes. Um das zu verhindern, regen wir an, eine Sepukral(=Begräbnis)steuer einzuführen, die das Steuersubjekt auch nach dem Tod belastet. Das würde so viel Geld in die Kasse spülen, dass schon fast die Gefahr der Steuerüberwälzung droht. Was das ist, wissen wir auch nicht, werden aber jetzt gleich unseren Steuerberater danach fragen.

 

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