Drei
Forscher setzen diese Woche neue Glanzlichter ans Gestirn des Wissens
und erhielten Nobelpreise. Sie entdeckten jene Biomoleküle,
die seit Jahren unerkannt in Kinderzimmern, Autobahnraststätten
oder Kinosälen herumlungerten. Der Amerikaner John Fenn brachte
eine Eiweissprobe in ein elektrisches Feld und besprühte sie
mit einem Spray. Es bildeten sich frei schwebende geladene Tropfen.
Nachdem das Wasser entfernt wurde, blieben die entlarvten Proteinmoleküle
zurück. Der Japaner Tanaka wiederum sprengte mit einem Laserstrahl
die feste oder zähflüssige Probe. Die geladenen Bruchstücke
begannen zu schweben, wurden in einem elektrischen Feld beschleunigt
und je nach Flugzeit identifiziert.
Bei der Vergabe
des Literaturnobelpreises
hat man sich diese Erkenntnis zu Nutze gemacht. So werden die zwei
Millionen Neuerscheinungen zunächst mit Lasern gesprengt. Einige
davon (Kertész, Jelinek, Harry Rowohlt) begannen augenblicklich
zu schweben. Andere Autoren wie Hera Lind, Dieter Bohlen oder Peter
Handke sanken blitzschnell zu Boden. Als sie bei der Analyse mit
Wasser besprüht wurden, zeigte sich auch bei mehrfacher Vergrösserung
keine materielle Substanz mehr.
Die Methode Fenn/Tanaka hilft auch beim Verständnis politischer Prozesse. Man unterscheidet zwischen festen (Schilly,
Beckstein, Otto von Habsburg) und zähflüssigen (Däubler-Gmelin,
Claudia Roth) Körpern. Im elektrischen Feld einer Koalitionsrunde
entwickeln auch zähflüssige Politiker eine magnetische
Anziehungskraft auf Ministerämter, Ressort-Zusammenlegungen
und Dienstwagen. Kommen sie in Kontakt mit der Realität, also
der Sphäre ausserhalb des Kanzleramtes, sinken sie kraftlos
zu Boden. Auch das besprühen mit Wasser hilft nicht.
An einer Methode zur Reformbeschleunigung arbeitet die
Wissenschaft bisher vergebens. Der dritte Nobelpreisträger,
ein Schweizer namens Wütherich, ist aber ganz nah dran. Mit
der sogenannten Kernresonanz-Spektroskopie untersuchte er vor allem
unklar strukturierte und
bewegliche Moleküle.
Damit gelang es, wesentliche Teile des FDP-Parteiprogramms zu entschlüsseln.
Gerüchten zufolge war Parteivize Möllemann über die
Erkenntnisse so erschüttert, dass er mit Herzbeschwerden in
ein Krankenhaus gebracht werden musste. |