Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (22. Dezember 2002)
 

  Weihnachten ist laut Aussage von Experten das Fest der LIebe. Doch dieses Gefühl ist nur ein brüchiger Firnis über all dem Elend in anderen Teilen der Welt. Zum Beispiel der illegale Fleichhandel. Junge polnische Fluggänse werden während der Feiertage unter dem Versprechen, in Deutschland als Babysitterinnen oder Au-Pair-Mädchen erbeiten zu können, zu uns gelockt und geschlachtet. Laut Ermittler werden die jungen Gänse in ihren Gehegen von kriminellen Vermittlern angesprochen und betrunken gemacht. An der Grenze wechseln sie in schmierigen Hotels den Besitzer. Die Not der Gänse, die oft aus armen Familien stammen, wird schamlos ausgenutzt. Schlimmer noch: Oft ist auch LIebe im Spiel und das Erwachen umso bitterer, wenn der vermeintliche Liebhaber sein Opfer nach verbrachter Nacht bei der lokalen Metzgerei abliefert. Deshalb, liebe Leserinnen und Leser: Kaufen sie ihre Gans im seriösen Fachhandel. Auch wenn's ein bisschen mehr kostet.

  Früher hat man Gänse ja gehalten, um das Volk
vor Katastrophen wie einem Erdbeben dem Ladenschluss oder einem Regierungswechsel zu warnen. Diese Aufgabe erfüllen jetzt Leitartikler, Politiker und Wirtschaftsforscher. Wenn die Republik sich am Riemen reisst und alle zusammenhelfen, können wir deren Untergangsszenarien noch vor der Jahreswende mit Leben erfüllen. Das herbeigesehnte Chaos blieb leider aus. Das liegt daran, dass die Deutschen immer disziplinloser werden. Sie stapfen zu Fuss zur Arbeit, wenn die Strassenbahnfahrer streiken, kaufen ein, anstatt zu klauen und überblättern den Börsenteil ihrer Zeitung. Nicht einmal der jetzt überführte Rotenburger Kannibale Armin M. hat uns aus der Ruhe gebracht. Im Gegenteil: Mancher Kunde unterhielt sich diese Woche mit seiner Fleischereifachverkäuferin über den neuen Trend zur Hausschlachtung.

  
Auch das Dosenpfand wird nicht die Wende zum Chaos bringen. Der Getränkehandel beobachtet einen Trend zu Sechs- bis Acht-Liter-Dosen (Überdosen), die nur noch einmal im Monat zurückgerollt werden müssen. Doch die Fluggansmafia schläft nicht. Immer mehr Gänse werden in hohen Dosen über die Grenze geschmuggelt. Also: Hände weg von eingedostem Geflügel!

 

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