Diese Woche spielen sich an deutschen
Tankstellen und in den Supermärkten erschütternde Szenen
ab: Dienstwagenbesitzer,
Ärzte und andere Opfer der jüngsten Reformen kratzen die
letzten Cents zusammen, um sich wenigstens eine Bierdose für
Silvester leisten zu können. Das Dosenpfand hat unsere Gesellschaft
brutal in Reiche und Arme auseinander gerissen. Die Flasche ist
keine Alternative. Denn viele Biersorten, die in den Billigmärkten
palettenweise verkauft wurden, greifen schon auf dem Nachhauseweg
das Glas an und zersetzen es. Und die teure Dose Augustiner Edelstoff
ist für die Armen unserer Gesellschaft so unerreichbar wie
ein neuer Rasenkantenschneider.
Damit nicht genug: Die jetzt von der Regierung ins Spiel
gebrachte Zuzahlungen für
Zahnersatz werden dazu
führen, dass viele Menschen ihre mühsam zusammen- gesparte
Feierabenddose nicht mehr wie früher mit den Zähnen aufmachen
können. Sie können sich keine Zähne mehr leisten.
Da ist es letztlich gut, dass sie sich auch keine Dose mehr leisten
können. Die Initiative von Gewerkschaften und Kirchen "Rettet
den Dosenzahn" war bisher wirkungslos. Immerhin überlegt
die Regierung, ob das Dosen-Aluminium für die Produktion von
Zahnersatz taugt.
Dennoch: In Zeiten der Not werden die Deutschen erfinderisch.
Sie fahren mit dem letzten
Tropfen Sprit bis zu entlegenen
Tankstellen in Thüringen oder Süditalien, trotzen der
Gefahr durch herabstürzende Bäume und Überfälle
von EInheimischen, um pro Liter zwölf Cents zu sparen. Das
reicht bei einer Tankfüllung für'ne Extradose Hefeweizen.
In den langen Schlangen vor den Zapfsäulen rückt man zusammen.
Erinnerungen werden ausgetauscht an damals, als man sich einen Spass
daraus machte, die Dose nach dem Trinken mit einer Hand zu zerquetschen
oder halbgefüllt einem Nachbarn an den Kopf zu werfen. Herrschaft,
kann's denn nicht so werden wie früher?!
Jetzt aber noch eine gute Nachricht: Dieter Bohlen hat gebetet! Das Erweckungserlebnis des Komponisten vollzog sich auf
dem Rückflug von Moskau, wo er hunderte von Konzerten vor Millionen
Russen gegeben hatte. In zehntausend Metern Höhe kollabierte
nach der dritten Modern Talking CD das Unterhaltungssystem seiner
Privatmaschine. Kurzschluss! Fast-Absturz! Laut Ohrenzeugen improvisierte
Dieter folgendes Stossgebot: "Ene, mene Mäusespeck, nun
liegen wir wohl bald im Dreck. Lieber Gott, sofern's dich gibt,
mach dass ich noch Tantiemen krieg." Und tatsächlich:
Bohlen landete wohlbehalten. Der liebe Gott ist offenbar auch nicht
mehr das, was er einmal war. |