Dinge, so oder so

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Die Dinge der Woche (20. April 2003)
 

  Altes Europa gegen kraftstrotzendes Amerika: Dieser Gegensatz hat sich vergangene Woche aufs Neue gefestigt. So werden in den USA bereits die nächsten Feldzüge ins Auge gefasst. Damit nicht genug: Weil der Irak-Krieg so gut lief, wird er jetzt in Form von Spielzeug in die Kinderzimmer gebracht. Ein Bombengeschäft! Deutschland könnte auf eine lange Tradition in der Herstellung von Kriegsspielzeug zurückblicken. Aber die Pädagogisierung der kindlichen Erlebniswelt hat bei uns dazu geführt, dass schon der Besitz von Schreckschusswaffen unter Strafe gestellt wird.

  Dabei haben Experten längst erkannt, wie wichtig Militärpuppen für Kinder sind. Ein US-Hersteller im "Spiegel": "Sie können den Kindern helfen, Sinn für Organisation zu entwickeln." Daran hapert's in Deutschland, was jeder weiss, der einmal eine Horde von Halbwüchsigen in eine U-Bahn-Haltestelle hat stürmen sehen. Die meisten Kinder wissen bis heute nicht, wie man eine ordentliche Schützenreihe bildet und schleppen in ihren Schulranzen "Bravo"-Hefte statt Gasmasken mit sich herum.

  Übrigens profitieren nicht nur Kinder vom Miniatur-Krieg. Auch das Militär lässt sich von den Ideen der Spielzeugentwickler anregen. Wasserpistolen mit grosser Feuerkraft, so heisst es, hätten das Pentagon zur Entwicklung eigener Schusswaffen inspiriert. In Deutschland sollten wir deshalb darauf achten, was die US-Hersteller als nächstes auf den Markt bringen. Sobald ein Ensemble mit einem Titel "Schlacht um Bayern" oder "Belagerung Berlins" angeboten wird, sollten sie, liebe Leserinnen und Leser, sich schnell mit Mineralwasser, Keksen und einem Fahradhelm eindecken.

  Bis dahin spielen wir weiter den Wüstenkrieg. Ist doch interessanter als die Playmobil-Version des UNO-Sicherheitsrats.

 

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