Dinge, so oder so

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Die Dinge der Woche (1. Juni 2003)
 

    Ja, raus ins Freie, liebe Leserinnen und Leser! Es ist Frühling, und da kommt es oft zu dem imponierenden Naturschauspiel, dass die Sonne lacht, wenn sie auf Deutschland hinabblinzelt!  Das ganze Land torkelte diese Woche mit Leiterwagen in den Vatertag und - hoho! - sang dabei über eine Frau Maier, die Unterhosen trägt oder auch keine. Die Politik war ebenfalls bester Dinge. Wie man sich halt so fühlt, wenn die Unterhosen zum Offenbarungseid heruntergelassen und die Winde des Wandels entfesselt werden. Da kommt man auf tolle Ideen. Mit der mutigen Erhöhung werden jetzt die Sozialkassen saniert, die Eigenheimzulage, das Krankengeld und die Fregatte Bayern und wer weiss was noch alles finanziert.
  Und alles mit ein bisschen Tabak. Dessen Wert erkannten schon jene Geschäftsleute, die um 1620 rund 90 Jungfrauen nach Virginia schickten und je Jungfrau 120 bis 150 Pfund Tabak verlangten. Heutzutage sind qualitativ gute Jungfrauen mangels Masse deutlich wertvoller und mit normalen Luky Strikes aus dem Flughafenshop nicht mehr zu bezahlen. Aber das ist auch nicht so wichtig. Wichtig ist dagegen, dass man Rauchern so lange sagt, sie schädigen ihre Gesundheit, bis sie aus Trotz rauchen, dass die Schwarte kracht. Das nennt sich paradoxe Intervention und funktioniert besser als jedes Verbot.
  Denn Verbote bringen nichts und machen viel Arbeit. In Russland wurde einst Rauchern dioe Nase abgeschnitten, Verkäufern von Tabak wurden kastriert. Der türkische Sultan Murad ging verkleidet an Orte, wo Tabak verkauft wurde und schlug den Verkäufern anschliessend den Kopf ab. Heute wissen wir, dass kopflose Tabakverkäufer und Kastraten die Gesundheitskassen nur noch mehr belasten. Ausserdem tröstet das Rauchen über manchen Unbill des Lebens hinweg. Das wusste bereits der Dichter Daniel Stoppe, der im 17. Jahrhundert schrieb: "Bei diesem Zeitvertreibe verraucht der Liebespein, so dass ich schlüssig bleibe, dir nicht mehr treu zu sein."
  Aus all dem folgt, dass wir die Raucher möglichst lange am Leben halten und behutsam ausbeuten müssen. Denn wie erklärte SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler richtig: "Warum das ganze Euter abschneiden, wenn man die Kuh noch lange melken will?" Dabei weiss man, dass gerade bei Kühen, die mehr als 30 Zigaretten pro Tag rauchen, das Euter bis auf ein Drittel seiner Grösse zusammenschrumpft.

 

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