Die
Reiferen unter uns wissen: Das Schlimme ist doch nicht, dass man
in der Schule zuwenig lernt, sondern, dass man später alles
wieder vergisst. Prüfen sie sich bitte: Wer schrieb "Aus dem Leben eines Taugenichts"? Wie ermittelt man mit Hilfe eines Zirkels
den Mittelpunkt einer Strecke? Wie funktioniert die Fotosynthese?
Das haben Sie alles einmal gewusst. Aber grämen sie sich nicht.
Inzwischen können sie hervorragend Autos lackieren, kommen
Monat für Monat prima mit dem knappen Haushaltsgeld
aus oder schreiben pfiffige Werbetexte. Nur mit Mathematik, Biologie
und EIchendorffs Novellen haben sie nichts mehr am Hut.
Blilcken wir hingegen auf die Jugend,
die mit heraushängender Unterwäsche durchs Stadtbild stolpert.
Der kann es mit dem Vergessen nicht schnell genug gehen, die behält
den Lernstoff gerade mal bis zur grossen Pause. Was oben hineingetrichtert
wird, fliesst rechts und links zu den Ohren wieder hinaus. Nun handelt
die Kulturministerkonferenz. Sie legt Bildungsstandards fest und macht
deutlich: Nicht der Lehrplan zählt, sondern das Ergebnis. Fürs
Erste beschränken sich die Minister darauf, was Schüler
bundesweit nach zehn Jahren Deutsch und Mathe wissen und können
sollen. Und, liebe Eltern, nicht auf die Lehrer schimpfen, wenn
das Kind schlechte Noten heimbringt. Vielleicht ist es einfach dumm.
Doch manches stimmt zuversichtlich. Schauen wir ins
Ramschangebot des Internet-Auktionshauses Ebay. Dort wollen 160
Menschen dringend Dieter Bohlens "Nichts als die Wahrheit"
loswerden. Zwei haben das Buch grosszügig unter der Rubrik
"Kunst und Kultur" eingestellt. 60 Menschen schlagen hastig
Stefan Effenbergs "Ich
habs allen gezeigt"
los, Daniel Küblböck bringt es mit CDs und Devotionalien
auf 191 Notierungen. Schnell raus damit!
Jetzt aber die wahre Kultur: Dichter Joseph von Eichendorff - lediglich zehn Notierungen. CDs des gefeierten Baritons
Thomas Quasthoff - eine einzige im Angebot, auf die abers
chon neun Gebote eingegangen sind! Schriftsteller Thomas Bernhard,
von dem etwa 40 Werke lieferbar sind, ist nur 30-mal zu haben. Von
solchen Schätzen trennt sich eben niemand gern. Und das ist
ein gutes Zeichen. |