Dinge, so oder so

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Die Dinge der Woche (13. Juli 2003)
 

  Samstagnachmittag auf einem kleinen Campingplatz in Cinque Terre. Der Regen hat den Boden schlammig aufgeweiht. In der Luft liegt ein Duft von Urin und Bier. Geduldig schöpfen die Gäste das Wasser aus ihren Zelten. EIn braun gebrannter Mann hinkt zum Duschraum. Er trägt einen schmutzigen Bademantel mit der Aufschrift "Steigenberger Hotel Frankfurter Hof". Er hält ein kleines Handtuch und eine Flasche Apfelshampoo. "Mal wieder waschen", murmelt er vor sich hin. Sein Knie schmerzt, seit er gestern nach einigen Gläsern Tucher-Pils über den Campingofen seines Zeltnachbarn gestolpert war.
  
"Michael, brauchst du Kleingeld für die Dusche?", ruft der Camping-Platzwart. Der braungebrannte Mann schüttelt den Kopf: "Bärbel hat die Flaschen zurückgebracht." Kleingeld! Um welchen Mist man sich plötzlich kümmern muss! Und dann dieser versaute Campingplatz! Irgendwie ist das ganze schief gelaufen. Dabei wollte Michael nur eine zweite Chance. EIne Presseerklärung war fix formuliert: "Im Interesse des europäischen Gedanken biete ich mich als Brückenbauer und Vermittler im deutsch-italienischen Zerwürfnis an. Meine Freunde und Weggefährten wissen, dass ich vom Fressen mehr verstehe als die ganze Toscanafraktion. zusammen." Italien schloss daraufhin die Grenzen, doch zu spät. Michel hatte das Nötigste bereits eingepackt: 233 Krawatten, Kleingeld, 69 Hemden, noch mal 23 Haifischkragen extra, Bärbel und ein paar Tütchen als Stimmungsaufheller. Und heute? Das Geld ist alle, die Hemden trägt der Platzwart, die Tüten sind Erinnerung. Nur Bärbel ist noch da und lackiert sich die Zehennägel.
  Aber die hört auch nicht mehr zu.
Niemand hört mehr zu. Die Zeltnachbarn aus Holland haben freundlich genickt, als Michel zu mehreren Pressekonferenzen in den Gemeinschaftsraum einlud. Jetzt bleiben sie lieber im Zelt. "Man hat dich vergessen, Michel", murmelt er und benetzt seine Badeschlappen mit Tränen. Obwohl: Gestern fuhr doch dieser Mercedes mit den Ukrainerinnen auf den Platz. Da müsste man doch mal ... Michel leckt sich die Lippen.
  
Fortsetzung irgendwann.

 

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