Glück gehabt! Ende vergangener Woche hat der Äquator die Linie
Kassel-Würzburg in südlicher Richtung verlassen. In Regensburg
nahm er in einem Café noch eine Latte Macchiato zu sich,
dann verlor sich seine Spur. Von Zeugen wurde der Äquator als
elegant gekleideter, dunkelhäutiger Mann mittleren Alters beschrieben.
Sollten sie, lieber Leser und Leserinnen, den Äquator in der
Nähe ihrer Heimatsgemeinde oder im Supermarkt sehen, schicken
sie ihn einfach wieder nach Süden, wo er herkommt und hingehört.
Das der Äquator
Deutschland verlässt,
ist gut. Erhitzte Klimaforscher befürchteten bereits, der Äquator
werde sich bei uns einnisten und die Entwicklung unserer Heimat
in eine Wüstenei beschleunigen. Alles weit übertrieben.
Zwar sieht man auch hier viele zu Rosinen geschrumpelte Kleintiere
und lange Schlangen von Frauen, die zur nächsten Wasserstelle
pilgern. Dafür sind die Flüsse so flach, dass man end´lich
den ganzen Müll aufsammeln kann, der sich dort über die
Jahre angesammelt hat. Immer mehr arbeitslose Banker, Journalisten
und Bahn-Manager haben sich - nicht faul - zu Müllsammlern,
Wünschelrutengänger, Wein-zu-Wasser-Verwandlern, Olivenpflückern,
Rasensprengern oder Regenmachern umschulen lassen. Es geht aufwärts.
Die Deutschen blicken wieder optimistisch in die Zukunft und verlassen
zögernd ihre Kühlschränke, in denen sie sich aus
Angst vor dem umherstreifenden Äquator verbarrikadiert hatten.
Auch durch die
Klimaanlagen geht ein tiefes
Durchatmen. Endlich wieder Ruhe. All die vergessenen Wartungsmonteure,
Bakterien, Pilze, Stasiakten und Zigarettenstummel fallen wieder
in ihren Dämmerzustand zurück. Sie haben das Schlimmste
überstanden. Der Sommer ist vorbei.
Wie, Sie finden unser Gerede ein wenig zusammenhanglos?
Das könnte daran liegen, dass wir diese Tage eine Studie lasen,
laut der Arbeitsnehmer, die mit ihren Kollegen in die Kneipe gehen,
schneller Karriere machen. Gemeinsame Kneipenbesuche, so heisst
es, schaffen ein Klima des Vertrauens. Stimmt, ehrlich! Deshalb
- hossa! - packen wir`s jetzt wieder! Bis speter! |