Pssst,
liebe Leser und Leserinnen. Unsere Parlament- redaktion ist gerade
im Vermittlungsausschuss: Dort werden neue Reformpakete geschnürt.
Roland Koch und Wilhelm Schmidt würfeln um die Handwerksnovelle.
Koch: Zwei Vierer und eine Sechs! Sein Gesicht leuchtet hoch rot.
Schmidt: Nur eine Zwei! Damit ist der Meisterzwang für Fahrkartenkontrolleure
und Sauciers (Sossenmacher) aufgehoben.
Zwei Schritte weiter feilscht die Arbeitsgruppe "Finanzen":
Die Bundesanstalt für
Arbeit wird umgebaut. Aber
nichth in ein Schwimmbad, wie es die CDU forderte, sondern in eine
Gesamtschule für eine halbe Million Schüler. "Ein
Kompromiss, weil die SPD noch Einkaufsgutscheine von Karstadt draufgelegt
hat", so CSU-Mann Faltlhauser.
Zähes Ringen beim Haushaltsbegleitgesetz - kein
Wunder, haben sich die Ringergruppen
aller Fraktionen doch lange
darauf vorbereitet. Die Mannschaften wälzen sich verkeilt auf
dem Boden. Schreie, Getümmel. "Mehr Steuern!" "Schulden!"
"Nein!" "Verräter!" Guido Westerwelle erdrosselt
einen SPD-Mann mit der Krawatte, Bartholomäus Kalb (CSU) trinkt
Christine Scheel (Grüne) unter den Tisch und zwingt sie zu
unterschreiben, dass Bayern wieder Geld im Länderfinanzausgleich
bekommt. Harald Schartau (SPD) hat am Verhandlungstisch "Steuern
3" bereits sechs Unionsvertreter verschlissen, sein Anzug sitzt
tadellos. Sieg für die SPD: Der Kündigungsschutz gilt
nur, wenn die Kündigung bei Vollmond ausgesprochen und von
einer Brieftaube überbracht wurde.
Am Reformpokertisch ist der Einsatz hoch: Sollen die Subvensionen
für den mecklenurgischen Tabakanbau gesenkt werden? Dirk Niebel
von der FDP hat sich eine Klinikpackung Aufputschmittel besorgt
und kämpft dafür, dass jede Strasse mit mehr als fünf
Hausnummern mindestens drei Apotheken haben muss. Im Vorraum liegen
mehrere Hinterbänkler. Sie mussten die schlimmsten Streitpunkte
schlucken und sind erstickt. Der Weg für Kompromisse ist frei.
Draussen wartet die Bauchtanzgruppe der CSU-Fraktion. |