Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (16.November 2003)
 

  Pssst, liebe Leser und Leserinnen. Unsere Parlament- redaktion ist gerade im Vermittlungsausschuss: Dort werden neue Reformpakete geschnürt. Roland Koch und Wilhelm Schmidt würfeln um die Handwerksnovelle. Koch: Zwei Vierer und eine Sechs! Sein Gesicht leuchtet hoch rot. Schmidt: Nur eine Zwei! Damit ist der Meisterzwang für Fahrkartenkontrolleure und Sauciers (Sossenmacher) aufgehoben.

  Zwei Schritte weiter feilscht die Arbeitsgruppe "Finanzen":
Die Bundesanstalt für Arbeit wird umgebaut. Aber nichth in ein Schwimmbad, wie es die CDU forderte, sondern in eine Gesamtschule für eine halbe Million Schüler. "Ein Kompromiss, weil die SPD noch Einkaufsgutscheine von Karstadt draufgelegt hat", so CSU-Mann Faltlhauser.

  Zähes Ringen beim Haushaltsbegleitgesetz - kein Wunder, haben sich die
Ringergruppen aller Fraktionen doch lange darauf vorbereitet. Die Mannschaften wälzen sich verkeilt auf dem Boden. Schreie, Getümmel. "Mehr Steuern!" "Schulden!" "Nein!" "Verräter!" Guido Westerwelle erdrosselt einen SPD-Mann mit der Krawatte, Bartholomäus Kalb (CSU) trinkt Christine Scheel (Grüne) unter den Tisch und zwingt sie zu unterschreiben, dass Bayern wieder Geld im Länderfinanzausgleich bekommt. Harald Schartau (SPD) hat am Verhandlungstisch "Steuern 3" bereits sechs Unionsvertreter verschlissen, sein Anzug sitzt tadellos. Sieg für die SPD: Der Kündigungsschutz gilt nur, wenn die Kündigung bei Vollmond ausgesprochen und von einer Brieftaube überbracht wurde.

  
Am Reformpokertisch ist der Einsatz hoch: Sollen die Subvensionen für den mecklenurgischen Tabakanbau gesenkt werden? Dirk Niebel von der FDP hat sich eine Klinikpackung Aufputschmittel besorgt und kämpft dafür, dass jede Strasse mit mehr als fünf Hausnummern mindestens drei Apotheken haben muss. Im Vorraum liegen mehrere Hinterbänkler. Sie mussten die schlimmsten Streitpunkte schlucken und sind erstickt. Der Weg für Kompromisse ist frei. Draussen wartet die Bauchtanzgruppe der CSU-Fraktion.

 

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