Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (23.November 2003)
 

  Einen Moment, liebe Leser und Leserinnen. Hören sie die Glocken? Das könnten die Solidaritätsgottesdienste für den CDU-Abgeordneten Martin Hohmann sein, der aus seiner Partei ausgeschlossen wurde, weil er, unter uns gesagt, also einfach mal ausgesprochen hat, also man wird doch wohl noch, müssen wir denn immer mit gesenktem Kopf und dieses ewige Schuldbewusstsein ... Wo waren wir? Ja, die Gottesdienste. Bevor Sie uns jetzt der Gotteslästerung beschuldigen, verweisen wir auf die Meldung der katholischen Nachrichtenagentur KNA vom 17.11., laut der konserative Kreise Hohmann mit einem Gebetsaufruf beistehen wollen. "Christen beten zu Erzbischof Dyba: Gib Martin Hohmann Mut und Kraft", heisst es dort.

  Nun beobachtet man in Deutschland die innigsten Formen der Heiligenverehrung. Das reicht vom einfachen Rosenkranz des heiligen Trudpert bis hin zu jenen Plaketten am Autokühlergrill, die den Nothelfer Christopherus zeigen und vor Linksfahrern, Staus oder dem Ausfall des Navigationssystems schützen. Allerdings handelt es sich hier um geprüfte Heilige, die sich ihre Verehrung durch Märtyrertum oder andere ehrenamtliche Tätigkeiten hart erarbeitet haben.

  
Erzbischof Dyba hat zweifellos auch hart gearbeitet, ist jeden Tag früh aufgestanden, um gegen Verirrungen unser libertinären Gesellschaft zu wettern. Ob ihn das alleine bereits anbetungswürdig macht, muss aber bezweifelt werden. Ein Sprecher des Erzbistums München sprach dementsprechend auch von Blasphemie.

  Dabei hätten wir genügend verdiente Heilige, die man im Kampf gegen ungerechte Fraktionsbeschlüsse und links gesteuerte Medien in Stellung bringen kann: Zum Beispiel den
Propheten Habaduk. Er schrieb seine Visionen direkt ins Alte Testament. Inhalt: Die Zusage der Hilfe Gottes für das Volk Juda. Na gut, das passt jetzt nicht so. Vieleicht eher den redlichen Einsiedler Baltram im Elsass, der später Benediktinermönch wurde. Hohmann wird ja künftig ebenfalls an einem Einsiedlersitz in der letzten Reihe des Bundestags Platz nehmen.

  Übrigens sind Meldungen, nach denen
Dyba auferstanden sei, falsch. Nach Recherchen von uns handelte es sich bei den Erscheinungen um die Positionslichter der Billigflieger im Anflug auf den Flughafen Hahn. In Fulda selbst blieb es dunkel.

 

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