Diese
Woche erreichte uns die Nachricht, dass die EU-Wettbewerbskommision
Ermittlungen gegen drei Fahrstuhlhersteller eingeleitet
hat. Sie sollen sich bei Ausschreibungen abgesprochen und beim
Service die "freie Konkurrenz" behindert haben.
"Ja,
und?", werden Sie fragen. Absprachen sind in unserer Wirtschaft
doch geradezu ein Treibmittel. Gerade die Fahrstuhlindustrie
schuf dafür erst die Voraussetzungen. Schätzungen zufolge werden
die meisten Beraterverträge und Gehaltsverhandlungen zwischen
dem ersten und dem 32. Stock eines modernen Bürogebäudes ausgehandelt.
Die Maximalbelastung des zeitgenössischen Aufzuges von rund
250 Kilo verhindert wirkungsvoll den Zugang von freier Konkurrenz.
Schliesslich wiegt ein durchschnittlicher Topmanager mindestens
87 Kilo. Rechnet man die Aktienoptionen und Versorgungsansprüche
hinzu, überschreitet auch eine Kleingruppe schnell das Limit.
Nach
unseren Recherchen hätten die Beraterverträge bei der Buundesagentur
für Arbeit nie geschlossen werden können, wenn dieses Gebäude
nicht über dutzende moderner Lifte verfügen würde. Die
brummten wie geschmiert über Monate hinweg auf und ab und nahmen
Schwärme von dunkel gekleiderten Bergers und McKinseys auf,
deren Blick beim Betreten eines Drittens schnell verträumt in
die Ferne ging. Hatten sie den Lift verlassen, blieb nur der
schwache Geruch nach Erfolg und Leistung in den Kabinen hängen.
Welten
trennen diese Geschmeidigkeit von der düsteren Welt des französischen
Films "Fahrstuhl zum Schafott" (1957). Dort
bleibt der Mörder des Ehemanns der Geliebten im Lift stecken
und muss am Ende auf der Richterstätte büssen. Viele Angestellte,
die diesen Film gesehen haben, verstehen sich zwar blendend
mit dem Ehemann ihrer Geliebten, haben aber dennoch Angst vor
dem Lift. Ihnen hilft vieleicht ein Modellprojekt im schwedischen
Uppsala, bei dem schwer vermittelbare Arbeitslose als Kassierer
für kostenpflichtige Fahrstühle eingesetzt werden. Sie fahren
mit und sorgen dafür, dass bei einem Beratergespräch die soziale
Balance gewahrt bleibt. Würde man also für jeden Lift in Deutschland
drei Arbeitslose einplanen, wären wir aus dem Gröbsten raus.
Nur
der Geruch in den Kabinen wäre vieleicht ein anderer. |