Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. Juni 2004)
  

  Oft erscheint uns unsere Arbeit sinnlos. Was haben wir in den ergangenen Wochen auf die Schwachstellen im deutschen Fussball hingewiesen ("Lieber Rudi Völler, nach sorgfältiger Beobachtung des Spiels der deutschen Mannschaft sind wir der Meinung, dass dessen Mängel nur durch eine grosszügige Zuwanderunsgregel ausgeglichen werden können. Gleich lautendes Schreiben geht an Innenminister Schily und CSU-Chef Stoiber."). Niemand hat auf uns gehört. Vom DFB kam nur ein knappes Antwortschreiben ("Herzliche Grüsse auch an die Wissenschaftsredaktion ..., euer Rudi.") Es war alles für die Katz.

  Auch auf diese Kolumne haben wir uns intensiv vorbereitet, ein Trainingslager und einen Taktiklehrgang an der Sporthochschule Köln besucht. Ausserdem hat unsere Wissenschaftsredaktion eine Spielanalyse verfertigt. Also: "Die Tschechen standen kompakt hinten, machten die Räume eng und gingen aggressiv in die Zweikämpfe. Unsere Elf wiederum fehlte oft das Quäntchen Glück, obwohl die kämpferische EInstellung ..." Verdammt, wofür bezahlen wir überhaupt diese Wissenschaftsredaktion?

  VIeleicht messen wir dem Fussball ja zu viel Bedeutung bei. Wohin das führt, zeigt eine Meldung der vergangenen Woche: Gegen Ende der ersten Halbzeit des Spiels Deutschland - Tschechien kam es in Wuppertal zu einem Ehedrama: Weil sie sich über das Fernsehprogramm nicht einigen konnten, stach eine Frau ihrem Lebenspartner ein Messer in den Kopf. Er wollte Fussball schauen, sie nicht. Der Mann musste im Krankenhaus behandelt werden. Er habe sich während des Streits voll auf seine kämpferischen Qualitäten besonnen, erklärte er. Seine FRau wiederrum verwies darauf, dass ihr einfach das nötige Quäntchen Glück gefehlt habe.

  In England randalierten wenig später die Hooligans. Die Polizei ging aggressiv in die Zweikämpfe. Die SPD debattierte darüber, ob man zu den nächsten Wahlen antreten oder vier Jahre Pause zum Aufbau von neuen Spielern nutzen sollte. Aber sind die schnell genug, um über Aussen zu gehen? Und wer übernimmt die Innenverteidigung gegen den DGB?

  WIr werden jedenfalls ab der nächsten Woche wieder mehr Akzente im Mittelfeld setzen und uns auf die mannschaftliche Geschlossenheit besinnen. Auch wenn wir nicht so abgezockt sind wie die Tschechen. Machen wir uns nichts vor: Entscheidend ist dich die kämpferische Leistung. Und das Quäntchen Glück. Aber auf uns hört ja eh niemand.

 

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