Diese
Woche stand ganz im Zeichen der Debatte um die Arbeitsverlängerung.
40, 45, gar 50 Stunden sollen es sein. Diese Forderung erscheint
plausibel. Denn der Arbeitstag der Deutschen ist brackevoll.
Rauchen, aufs Klo gehen, wieder zurückgehen, intrigieren, Urlaubstage
im Kalender anstreichen. Ein paar Stunden mehr Zeit wären da
ein Segen. Doch woher nehmen? Die Gewerkschaft, die sich eisern
an ihr von Karl dem Grossen verliehenes Zeitvergabemonopol klammert,
rückt nur gegen Vorlage eines gültigen Mitgliedausweises ein
paar Sekunden raus. Es hilft nichts: Die deutschen Arbeitnehmer
dürfen künftig nichts mehr zum Lesen auf die Betriebstoilette
mitnehmen.
Damit nicht genug: Nehmen wir
an, jeder liesse bereits nach Lektüre dieser Zeilen das Wochenende
ausklingen. Aneinander gelegt ergäben die frei werdenden
Minuten eine freie Zeitstrecke von überschlägig 8 000 Stunden,
die wir der Arbeitswoche zuschlagen könnten. Sicherlich: Ein
Drittel davon ginge für weitere Intrigen, Frühstückspausen,
Fahrten mit dem Aufzug und Privattelefonate drauf. Doch mit
dem Rest könnten wir pro Woche immer noch rund 430 Kaffeemaschinen,
50 000 Fertig-Leberknödel oder einen Autobahnzubringer
extra produzieren. Das ganze Zeug könnte schnell nach China
oder Indien exportiert werden, wo sich die Leute ja um unsere
Produkte prügeln.
Inspiriert zu dieser Überlegung
hat uns eine Meldung der vergangenen Woche, wonach Wissenschaftler
in Australien den kleinsten Fisch der Welt gefangen haben.
Er ist nur acht Millimeter lang. Eine Million Exemplare wiegen
zusammen ein Kilo. Ein Kilo Fisch macht ja schon ganz schön
satt. Würde also jeder Deutsche acht Millimeter seiner Arbeitszeit
opfern, wären wir ... das müssen wir nochmal durchrechnen. Acht
Millimeter - das wäre ja fast nichts! Das sind ja gerade mal
die lackierten Fingernägel einer Chefsekretärin. Also: Der Standort
Deutschland kann gerettet werden. Wenn alle schneller aufs Klo
gehen. Und sich fleissig die Fingernägel lackieren. |