Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (18. Juli 2004)
  

  Ja, ja, schreiben, immer schreiben. Leicht gesagt, bei diesen Temperaturen. Während der ganzen Woche gingen die Tasten unserer alten Diesel-Schreibcomputer noch schwerer als sonst. Schuld war die Kälte. Gedanken bewegten sich träge wie Weinbergschnecken. Sogar das Sitzgel unserer 5000-Euro-Bürostühle verhärtete sich. Unsere Wissenschaftsredaktion häkelt seit Wochen kleine Deckchen, die über sensible elektronische Geräte und Körperteile gelegt werde.

  Aber damit nicht genug: Zusammen mit d er Uni Zürich fanden wir jetzt heraus, dass gewaltige Sonnenexplosionen schuld am kalten Sommer sind. Bereits nach Ende des Jahrhundertsommers im vorherigen Jahr schoss die Sonne aus Wut über die geschmacklose Freizeitbekleidung der Deutschen Milliarden geladener Teilchen auf die Erde. Diese knallten dann voll in den Sommerschlussverkauf. Bis heute irren diese Partikel in den Fussgängerzonen deutscher Innenstädte umher. Wenn, Sie liebe Leser, ein solches Teilchen finden, sprechen Sie es mit fester Stimme an und breiten sie schnell ein Häkeldeckchen darüber. Sonst drohen Erfrierungen.

  Da uns zu diesem Thema jetzt nichts mehr einfällt, zitieren wir rasch einige aktuelle Erkenntnisse der Wissenschaft: 1. Weibliche Bootsmannfische hören nur in ihrer fruchtbaren Phase das typische Lockbrummen der männlichen Tiere. Der Anstieg des Hormonspiegels macht sie dafür empfänglich. 2. Ein neu entdecktes Hormon lässt Vögel an Sex denken. 3. Testosteron macht Männer schmerzunempfindlich. Und so weiter. Unsere Wissenschaftler denken nur an das Eine.

  Und es nützt ihnen nichts. Weil es zu kalt und der Hormonspiegel im Keller ist. Und das verzweifelte Brummen und Gockeln der Männchen kein Gehör mehr findet. Deshalb: Immer Häkeldeckchen bereithalten. Jedes Hormon sorgfältig einpacken und bei Raumtemperatur aufwärmen. Zum einen werden wir schmerzunempfindlich, was das Lesen dieser Zeilen erleichtert. Zum anderen werden wir die Hormone nächsten Sommer brauchen, damit das Geschnäbel und Gezwitscher zwischen den Geschlechtern wieder los geht. Und was die Sonne von Stringtangas hält, ist uns dann wurscht.

 

Zurück