Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. Oktober 2004)
  

  Hochbetrieb in der Wissenschaftsredaktion. Vergangene Woche wurden ja wieder jede Menge Nobelpreise vergeben, so dass unsere Kollegen kaum hinterherkamen, alles leserfreundlich nachzustellen. Nobelpreis Nummer Eins ging an die Forscher Lind B. Buck und Richard Axel, die herausfanden, dass rund tausend Gene für das Riechen zuständig sind. Viele von ihnen sterben jedoch ab, weil sie den allgemeinen Gestank nicht mehr aushalten. Viele Kantinenköche oder Kinderkrankenschwestern verfügen nur noch über drei bis vier Geruchsgene.

  Der Riechvorgang selbst gestaltet sich wie folgt: Duftmoleküle docken an den Geruchsrezeptoren an. In den Riechzellen entsteht ein elektrisches Signal, das zu den Glomeruli im Riechkolben weitergegeben wird. Ah, Sie wollen wissen, was Glomeruli sind? Bitte: Im Bulbus olfactorius gelegene knötchenförmige Auftreibungen sekundärer Dendriten der Mitralzellen der Riechbahn. Glomeruli schmecken übrigens ausgezeichnet, wenn man sie mit Knoblauch anbrät, ein wenig in Butter schwenkt und ... Wo waren wir? Immerhin gelang es uns, einige vorbeihuschende Geruchsmoleküle einzufangen und zu befragen. Sie klagten bitter über den wachsenden Gebrauch von Moschus-Deostiften und Vanille-Duftbäumen. Zudem litten sie unter Depressionen, seit viele ihrer Freunde vergangenen Mittwoch Selbstmord begangen hatten. An jenem Tag wurde in unserer Kantinenküche Rindergulasch mit Grünkohl-Senf-Dip aufgewärmt.

  Die anderen Nobelpreisträger, Avram Hershko und Aaron Ciechanover, bekamen den Nobelpreis für ihre Erforschung der Putzkolonnen im Körper. Danach schnappt sich das Molekül Ubiquitin den Müll und vernichtet ihn. Auch in der Versuchsküche unserer Wissenschaftsredaktion sind viele Ubiquitin-Müll-Moleküle im Einsatz. Die meisten spülen klaglos verkrustete Teller ab und essen Zigarettenstummel auf. Viele kommen aus Albanien, weil bei uns niemand diese Drecksarbeit machen will. In Osteuropa bilden sich Ubiquitin-Ketten, die Moleküle nach Europa schleusen. Schlimm, aber was täten wir ohne die kleinen Racker?

  Noch eine gute Nachricht: Im Budapester Zoo konnte ein Nashorn künstlich befruchtet werden. Ein durch die Medien irrlichterndes Bild (unten) zeigt das süsse Geheimnis. Es gibt dafür keinen Nobelpreis.

 

 

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