Wir
müssen an dieser Stelle vom Entrepreneur sprechen. Sie
wissen nicht ... ? Also: Entrepreneure sind Unternehmer. Früher
wusste jedes Kind: Der Entrepreneur war der strenge Herr, der
sich während der Arbeit an einen heranschlich, väterlich die
Hand auf die Schulter legte und raunte: "Sie sind ja schon
eine Weile bei uns - schauen Sie doch mal auf Ihren nächsten
Gehaltszettel." Auf dem fand sich dann tatsächlich eine
Lohnerhöhung um 36 Mark.
So waren sie. die
alten Entrepreneure. Sie stampften Firmen aus dem Boden
und schickten ihre Arbeiter in Kur, wenn deren Gesichtsfarbe
zu fahl wurde. Gewerkschafter durften, als man sie nicht mehr
erschiessen lassen oder einsperren konnte, mit in die Aufsichtsräte
rein. Sie trugen ungeschickt gebundene Krawatten und hatten
das Gefühl, irgendwie beteiligt zu sein.
Die
Ereignisse um Opel und Karstadt zeigen, dass es keine Entrepreneure
mehr gibt. Denn die müssen ja laut Bürgerlichem Gesetzbuch eine
nachhaltige Tätigkeit zur Erzielung von Einahmen selbstständig
ausüben. Das unterscheidet den Entrepreneur vom Manager,
dem die Absicht zur Gewinnerzielung schwer nachgewiesen werden
kann. Im Gegenteil: DIe Manager unserer Top-Unternehmen sind
findig darin, Gewinne zu verhindern. Sie haben den Begriff der
schöpferischen Zerstörung des berühmten Ökonomen Schumpeter
neu interpretiert. Mit sicherer Hand blockieren sie Entscheidungen,
verhindern Innovationen und demütigen ihre Kunden. Wenn sie
fertig sind, wechseln sie wie emsige Bienen zum nächsten Betrieb.
Bienen?
Den ehemaligen Karstadt-Chef Wolfgang Urban und seine
Opel-Kollegen müsste man eher als feiste Hummeln bezeichnen.
Ihre schöpferische Zerstörung hat eine ökonomische Brache geformt,
auf der orchideengleich die Entrepreneure der Neuzeit wachsen:
Grossbäcker, Dönerbuden, Handyshops uund Polyester-Boutiquen.
Die
alten Entrepreneure kriegen das nicht mehr mit. Sie haben sich
auf dem Entrepreneurship versammelt. Auf diesem Schiff
(ship!) spielt die Bordkapelle Schlager der 20er Jahre, man
trinkt Champagner und raucht Zigarren. Stahlkapitäne scherzen
mit Werftbesitzern, Chemiebarone mit Automobilerfindern. Gewerkschaften
sind keine an Bord, zumindestens nicht auf dem Oberdeck. Auch
keine Manager. Denn die haben zurzeit mächtig viel zu tun. |