Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (7. November 2004)
  

  Viele Leser denken ja, das Leben eines Zeitungsredakteur bestehe aus dem Genuss zweifelhafter Alkoholia, dem Kampf gegen die Grammatik und der Entgegennahme von Bestechungsgeschenken. Im Grossen und Ganzen stimmz das. Es gibt aber Tage, an denen dieser Dreiklang gestört wird. In der vergangenen Woche gab es gleich mehrere dieser Tage. Diese Tage waren so entsetzlich, dass sich viele Kollegen jetzt um neue Stellen bewerben. Sie wollen lieber als Pressesprecher in einem Zoo oder als Wurstverkäufer auf einem Autohof arbeiten.

  Sie glauben das nicht? Dann schauen Sie doch mal auf die Meldungen, die uns am Donnerstagabend erreichten:

  17.21 Uhr: Jassir Arafat ringt offenbar mit Tod. PLO-Führer laut palästinensischem Bericht im Koma - Krisensitzung in Ramallah.

  17.28 Uhr: ISRAELIS: PALÄSTINENSER-PRÄSIDENT JASSIR ARAFAT ERLEIDET HIRNTOD.

  17.32 Uhr: ARAFAT NICHT KLINISCH TOT!

  17.36 Uhr: Palästinenser-Präsident Jassir Arafat ist hirntot. Arafat ist laut israelischem Fernsehen in einem französischen Militärhospital bei Paris gestorben.

  17.40 Uhr: Der Palästinensische Ministerpräsident Ahmed Kureia hat Berichte über den Tod von Präsident Jassir Arafat dementiert.

  17.44 Uhr: LUXEMBURGS MINISTERPRÄSIDENT JUNCKER: ARAFAT IST VOR 15 MINUTEN GESTORBEN.

  17.45 Uhr: Kureia dementiert Berichte über Arafats Tod.

  17.46 Uhr: ARAFAT LEBT!

  17.49 Uhr: Fransösische Ärzte dementieren Bericht über Arafats Tod.

  18.29 Uhr: "Die klinische Situation von Herrn Arafat ist komplexer geworden. (...) Präsident Arafat ist nicht gestorben.

  18.30 Uhr: Bush zu falscher Arafat-Todesmeldung: "Gott sei seiner Seele gnädig."

  Um die Sache zu Ende zu bringen, entschloss sich unsere Redaktion am Donnerstagabend, alle lebenswichtige Redaktionssysteme abzuschalten. Nur die Wissenschaftsredaktion, die mit Peilsendern die Blutdruckmessgeräte vieler politischer Führer weltweit abhört, empfing noch Daten aus dem Nahen Osten. Die hoch empfindlichen Geräte hatten bereits heftig ausgeschlagen, als das Wahlergebnis in den USA bekannt wurde. Zufall? Wir wissen es nicht.

  EInes wissen wir bestimmt: Wir werden niemals im US-Bundesstaat Ohio Urlaub machen! Niemals! Sonst sei Gott unserer Seele gnädig.

 

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