Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (13. November 2005)
  

  Haben Sie schon einmal in der Umkleidekabine eines Warenhauses am Samstagnachmittag tief die Luft eingesogen? Oder eine alte Tunfischdose dabei beobachtet, wie sie sich selbst aus dem Küchenschrank befreit? Dann wissen Sie, was ein sensorischer Befund ist. Er gehört zum Instrumentarium der Ermittler, die sich zur Zeit durch die Labors der Fleischindustrie tasten und Flüssigkeit aus Putenbrüsten quetschten (siehe Bild). Ergebnis: Bei uns ist mehr Wasser im Fleisch als im Bier.

  Mehrere Proben hätten 4,5 bis 10,3 Prozent eingespritztes Fremdwasser enthalten, ergab eine Untersuchung verdorbener Fleischportionen. Unsere Wissenschaftsredaktion rät aber grundsätzlich davon ab, billiges Putenfleisch zu trinken. Schon das Kochen ist nicht ohne Risiko: In vielen Küchen entwich die Flüssigkeit bei der Zubereitung stossartig aus dem angegarten Fleisch. Der Wasserdampf trat in die Atmosphäre und verursachte das derzeit ungewöhnlich milde Herbstklima.



  Die Behörden zeigten sich davon unbeeindruckt: "Aufgespritztes Fleisch ist nicht verkehrsfähig", so ein Staatsanwalt. Dabei lehnen viele Deutsche den Verkehr mit Geflügel aus Angst vor der Vogelgrippe ab. Sie sitzen zu Hause auf STapeln von Grippe-Medikamenten und erinnern sich wehmütig an Zeiten, als das Tier der beste Freund des Menschen war.

  Alles vorbei. Da nützt auch die Kampagne der Chinesen nichts, die jetzt die "Fünf Freunde" als Maskottchen für die Olympischen Sommerspiele 2008 vorstellten. Die Figuren tragen die Namen Beibei (Fisch), Jingjing (Panda), Huanhuan (ölympisches Feuer, Yingying (Antilope) und Nini (Schwalbe). Bekanntermassen essen die Chinesen alle diese Tiere, was die Gefahr von Krankheiten erhöht. Prüfen Sie also im China-Restaurant die angebotenen Fische sensorisch: Zeigen sie Symptome von Grippe? Klagen sie über Kopfschmerzen? Wenn ja, lieber etwas gedünstetes Gemüse aus dem Wok bestellen.

 

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