Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (08. Januar 2006)
  

  Es muss ja dieser Tage über Mozart (siehe Bild) gesprochen werden. Er gilt zusammen mit Peter Weck, Thomas Bernhard und Peter Alexander als einer der ganz Grossen der europäischen Küche. Seine Rezepte zeichnen sich durch seidige Noblesse bei den Zutaten und eine kultivierte Verdichtung im geschmacklichen Zusammenspiel der Aromen aus. Von den in Milch eingelegten frühen Quartetten für Sahnemeerrettich und Beuschel bis zu den opulenten mehrgängigen Opern auf Basis eines monatelang reduzierten Ariensuds zieht sich das Wirken Mozarts durch die europäische Küche. Von seinen Kreationen schwärmen zeitgenössische Komponisten wie Johann Lafer, Jamie Oliver oder Alain Ducasse.

  Unsere Wissenschaftsredaktion hat einige der Kreationen genauer analysiert und auf ihre Verdaulichkeit hin überprüft. Ergebnis ist das "Grosse Mozartkochbuch mit 35 112 Rezepten für Streichinstrumente,grossen Chor und Orchester". Doch Vorsicht: Köche, die bisher auf Dieter-Bohlen-Niveau bruzelten, können mit der verzwickten Kontrapunktik des Salzburger Meisters Probleme bekommen. Jeder Mozartkoch muss in der Lage sein, mindestens drei Dinge gleichzeitig zu tun. Ganz wie der Meister selbst, der ja in einem Rutsch eine Sinfonie aus Blut- und Leberwurst anrührte, beim Billard das letzte Honorar verjuckte und seiner Frau einen obzönen Brief schrieb. In der modernen Küche spricht man von "Multitasking".



  Dabei sind die Zutaten simpel: Statt dicker Mehlschwitzen wie später Wagner verwenden Sie stäbchenweise glasierte Dreiklänge über die fingerdick geschnittene Harfenglissandi gestreut werden. Karamellisierte Klarinettenschnipsel runden die Komposition ab. Im Theater bei mittlerer Hitze aufbacken und wenn nötig die wichtigsten Arien wiederholen. Wer Freunde beeindrucken will, murmelt etwas vom "Don.Giovanni-Motiv", das in jedem zweiten Rezept bei Mozart auftaucht und Kenner mit der Zunge schnlzen lässt.

  Dennoch zeichnet sich schon zum Auftakt des Mozartjahres eine gewisse Ermüdung ab. Viele Epigonen entstellen die klare Küche des Meisters bis zur Unkenntlichkeit bei ihrer Hatz nach Originalität. In jeder Einbauküche daddeln die späten Sinfonien vor sich hin, die umfangreichen Werke sind tiefgefroren erhältlich. Kenner plädieren deshalb dafür, diese frühestens zum 300. Geburtstag im Jahr 2056 wieder aufzutauen.

 

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