Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (29. Januar 2006)
  

  In der Literatur ist der Topos der ungewollten Schwangerschaft beliebt, um einer müden Geschichte Tempo und Tragik zu verleihen. Am Ende steht der Gang ins Wasser, eine Zwangsheirat, desatröse Ehe oder, nun ja ...

  Mehr Tempo täte auch dem Drehbuch des europäischen Hochadels gut. Der war früher noch für wüste Exsesse, Autorennen oder Champagnerduschen berüchtigt, während heute biedere Solidität herrscht. Prinzessinnen arbeiten an der Börse oder beim Fernsehen, anstatt sich in den Armen von Playboys zu räkeln, die Männer tragen Uniformen und Babys.

  Babys! Vieleicht wird jetzt alles anders: Gerüchte über die Schwangerschaft einer 49-jährigen Prinzessin (siehe Bild) in Monaco haben die Regenbogenpresse aufgeweckt. Korrespondenten lungern vor den Boutiquen mit Umstandskleidung herum und prüfen den Lieferverkehr zum Palast auf grössere Mengen von Fencheltee. Gewaltige Teleobjektive, die bis in den Mutterleib reichen, werden in Stellung gebracht.



  Warum aber kommt es im Hochadel immer wieder zu ungewollten Schwangerschaften? Experten sagen, dass die betroffenden Frauen oft persönliche Probleme haben: Keine Jobs, beengte Wohnverhältnisse oder Schwierigkeiten mit dem Partner. Indem sie spät noch eine Familie gründen, wollen sie ihrem Leben Sinn geben.

  So auch im vorliegenden Fall: Nach mehreren Affären fand die schwangere Prinzessin ihr Glück an der Seite eines sensiblen, aber jähzornigen Schöngeistes aus Deutschland. Teufel Alkohol! In einer Sekunde noch japanische Kurzgedichte rezitierend, knackte er in der nächsten die Nasenbeine von Mitmenschen wie Paranüsse. Seit Jahrhen fordern Psychologen deshalb, Prinzessinnen besser auf die erotischen Verlockungen der Erwachsenenwelt vorzubereiten: Wie verhält man sich bei Annäherungsversuchen brünstiger Unternehmersöhne in schwülen Mittelmeernächten? Welche Wirkung hat Champagner auf das weibliche Kleinhirn? Warum bringt es nichts, hinterher aus Scham zu schweigen?

  Auch 49-jährige Frauen neigen im Rausch der Liebe zum Leichtsinn, der von Depression gefolgt wird, wenn sich der Traumprinz als Trunkenbold entpuppt oder im Stehen pinkelt. Dann bleibt nur noch der Gang ins Wasser. Allerdings scheitert diese Verzweiflungstat meist daran, dass die Schwangere auf die Planken einer Luxusjacht fällt.

 

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