Dieser
Tage ist viel von Geheimagenten die Rede. Das ist erstaunlich,
denn der Agent ist eigentlich eine Figur aus der Welt von gestern.
Er ist ein Mythos. Damals, im Zeichen des Kalten Kriegs, war
er überall und nirgends. Viele schöne Frauen merkten nur an
gewissen Druckstellen und einem schalen Nachgeschmack nach Martini,
dass sie die Nacht mit einem Geheimagenten verbracht hatten.
Die Spione selbst sassen abends gelangweilt in Bars, um auf
Informanten oder Gegenagenten zu warten und schoben lässig die
Giftkapsel für einen eventuellen Selbstmord zwischen den Zähnen
hin und her. Manche sitzen noch heute dort.
Ein
wenig dieses alten Geistes schimmert noch in dem Film "München"
durch. Die Liquidation eines gegnerischen Terroristen feiert
dort eine Gruppe von israelischen Geheimagenten mit Tanz und
Rotwein im Caféhaus. Halb Europa sprach damals von der lustigen
Truppe, die ihre Bomben in riesigen Bakelit-Telefonen mit Wählscheibe
versteckten, wild ihre Hüte schwenkten und konspirativ von einem
Treff zum anderen hetzten. Übrigens: Sollte eines Tages so ein
altes Telefon auf Ihrem Schreibtisch stehen - bitte aufpassen.
Mittlerweise
sind Agenten genauso in die Jahre gekommen wie Telefone mit
Wählscheibe. In Internetzeiten gibt es keine Geheimnisse
mehr, die Romantik des einsamen Wolfs an der Front der Nachrichtenbeschaffung
ist verweht. Wer Gehimnisse wissen will, guckt ins Internet
und stellt fest: Alles schon bekannt. In Deutschland sitzen
Spione gelangweilt in der BND-Kantine bei einem Glas Roten und
streicheln zärtlich über Verschlüsselungsmaschinen und vergiftete
Regenschirmspitzen. Gegen 17 Uhr fahren sie nach Hause und antworten
auf die Frage ihrer Frau, wie der Tag war, mit einem ausweichenden
Grunzen. Ab und zu leeren sie die toten Briefkästen in der Umgebung.
Doch was sie finden, ist nur Werbung.
Mit
dem Irak-Krieg aber ging ein Ruck durch die Branche. Wie
wir jetzt wissen, lieferten deutsche Geheimagenten (Bild typähnlich)
den Amerikanern kriegswichtige Informationen. Ihre Tarnung war
perfekt. Sie setzten sich mächtige Turbane auf, murmelten Rachenlaute,
mischten sich unter das Volk und notierten sich eifrig das Gehörte.
Danach verschluckten sie ihre Notizen, riefen die Amerikaner
an, die daraufhin das jeweilige Stadtviertel in die Luft jagten.
Es war ein bisschen wie früher. Mehr dürfen wir aber nicht verraten.
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schlucken Sie ihn herunter. Wir melden uns dann wieder. |