Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (02. Juli 2006)
  

  Paris. Am Quai d'Orsay spaziert eine elegante, gertenschlanke Frau, scheinbar ohne Ziel. Es ist Sabine Christiansen (siehe Bild). Fernab des proletarisch-stickigen Berlin beginnt sie ein neues Leben. Unsere Redaktion, deren noblesse Schriften f�r anspruchsvolle Leserinnen in herrschaftlichen Landh�usern, die sich abends, in feinstes Wolltuch geh�llt, am knisternden Kamin dem intellektuell anspruchsvollen Gespr�ch hingeben, hat sich behutsam der Neu-Pariserin angen�hert.



  Durch die Fenster eines unfassbar teuren Restaurants sieht man sie beim T�te-�-T�te mit ihrem neuen Gef�hrten, einem nat�rlich steinreichen Gesch�ftsmann. Wortfetzen dringen heraus: Verspielen Sie die Zukunft unserer Jugend ... ihre Politik ist verantwortungslos ... haben doch gerade Sie, als Sie an der Regierung waren ... ich nenne Ihnen die Zahlen gerne ... jetzt lassen Sie mich mal ausreden ...

  So sch�n und unbeschwert hatte man die 49-j�hrige jahrelang nicht erlebt. W�ren da nicht die Schatten der Vergangenheit. Sie umflattern die zerbrechlich wirkende Frau bei ihren Spazierg�ngen. Es sind die Untoten aus Politik und Gesellschaft, die Becks, B�tikhofers, Westerwelles, Steinbr�cks. Komm zur�ck, fl�stern sie. Wir sind alles durch dich und nichts ohne dich. Ohne das Fernsehen sind wir weniger als Dreck. Sie schluchzen. Drohen. Flehen.

  Die gertenschlanke Frau verscheucht die Gespenster mit einem nonchalanten Schwung ihres aus bolivianischer Hochlandwolle gewirkten Capes. Sie l�chelt leise. Sie kann stolz sein. Kein Thema, das sie nicht in ihrer Sendung gehabt h�tte. Und doch. Irgendetwas fehlt. So eine Situation, in der Eichel oder M�ntefering, Sommer oder Henkel einfach mal gesagt h�tten: Wissen Sie, dieses Thema interresiert mich eigentlich einen Scheissdreck. Ich bin nur hier, weil ich mich gerne in der Glotze sehe. Oder: In der Finanzpolitik kenne ich mich keinen Deut aus. Aber sehen Sie sich mal die anderen Luschen meiner Partei an! Oder: Ich kann mich auf diese Details nicht konzentrieren. Meine Tochter, m�ssen SIe wissen, nimmt Drogen und mein Cholesterinspiegel ist so hoch wie die Einschlatquote Ihrer Sendung. Oder: Sie haben da wirklich geile Schuhe, Frau Christiansen. Aber bei Ihrem Gehalt ...

  Die gertenschlanke Frau l�chelt versonnen. Vorbei. Zur�ck bleiben die Zuschauer, das Heer der Ahnungslosen.
 

 

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