Endlich
frei! Sportreporter Hubert G. klopft den Dreck aus seiner
engen Flanellhose, als er die Ausnüchterungszelle in Berlin
Mitte verliess. In seinem Kopf tanzten die feurigen Fixsterne
seiner haltlosen Existenz: Die Jagd nach Sensationen, der Alkohol,
die Frauen. Wieder war er ganz nah dran gewesen, an einem fetten
Scoop ...
Hubert G. versuchte, seinen Gedankenschleim
zu kanalisieren. Seine brasilianische Studentin namens Belen
(siehe Bericht vom 25.6.), ein Mädchen, das kindliche Unschuld
mit einer frühreifen Erfahrenheit verband, offenherzig, mitunter
auch arrogant-abweisend sein konnte, dabei verspielt und nicht
zu intelligent war, hatte sich als Glücksgriff erwiesen. Nach
einigen halbherzigen erotischen Bemühungen hatte Hubert G. die
Beziehung rasch auf eine geschäftliche Grundlage gestellt und
seiner Begleiterin an einer delikaten Körperstelle eine Minikamera
appliziert, die dem Fundus der Wissenschaftsredaktion seiner
Heimatzeitung entstammte. Mit viel Glück, einer naiven Koketerie,
charmanter Schamlosigkeit, ausreichend knapper Bekleidung und
ihrer schokoladenbraunen Haut ausgestattet, hatte sie es bis
in die Nähe der Stars des brasilianischen Mannschaft gebracht.
Sie
stand in Sichtweite, als die Kakás, Ronaldinos und Ronaldos
im Training den schnellen Trikottausch nach Spielende
übten. Belen rieb sich gedankenverloren einen Eiswürfel über
ihren Bauchnabel, als sie sah, wie Ronaldo, der Gott ihrer Landsleute,
blitzschnell einen Sport-BH von enormer Körbchengrösse in seiner
Tasche verstaute, bevor er sich des Trikots entledigte. Alle
Gerüchte über das Übergewicht des Stars waren bestätigt. Auf
Fotos! Ein echter Scoop, wie gesagt. Hubert G. hatte gekreischt
vor Freude, als er die Bilder sah, und Belen, die ja eine merkantile
Abgebrühtheit mit infantiler Freude an schönen Dingen verband,
ausbezahlt: Glasperlen, Fussball-Sammelbilder und einen Satz
Unterwäsche von C & A.
Der Sportreporter
wollte die Bilder gerade an seine Redaktion senden, als er in
eine Traube von Kollegen geriet. Man trank ein paar Gläschen,
schwadronierte von alten Zeiten. Irgendwann fiel die Minikamera
in ein Glas Bier des offiziellen WM-Sponsors und löste sich
zischend auf. Beim Versuch, die Bilder zu retten, zog sich Hubert
G. schwere Hautverätzungen zu. "Haben wir das Zeug die
ganze Zeit getrunken?", lallte er betroffen. Doch die Fotos
waren verloren. Alles aus, zu spät, Ende!
Gut,
dann konnte man ja weitersaufen. Irgendwann lag Hubert G.
auf einer Strasse, als sich die schweren Schritte der Polizei
näherten ... |