Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (16. Juli 2006)
  

  Schweissperlen rollen über seinen Nasenrücken, plumpsen mit kurzem Zischen ins brutzelnde Schweinefett. George W. dreht den Metallspiess über dem Grillfeuer ein kleines Stück weiter. Sorgfältig bepinselt der grauhaarige Mann in gebückter Haltung den Schweinebauch mit einer bräunlich-pampigen Barbecuesauce. Sein eigenes Rezept, übrigens. Die Schwarte beginnt knusprig zu werden. George W. wischt sich die fettigen Finger an seiner Jeans ab, stoppt anschliessend den Schweissfluss auf seiner Nase.

  Ein leichter Wind weht die Rauchschwaden Richtung Ostsee. Mit dem Rauch steigen Erinnerungen in ihm auf - an Zeiten, die für ihn wahrlich besser waren. Nach 9/11 war das, oder nach dem 11. September, wie die Krauts dazu sagen. Danach hat George W. den Spiess umgedreht. Sein Feuereifer war weltweit gefürchtet und bewundert worden. Auch das alte Europa hätte er damals niedergemacht, wenn man ihn nur gelassen hätte. Zumindest moralisch. F ... old Schroeder.

  George W. richtet sich mühsam auf, holt ein scharfes Fleischmesser aus dem Halfter, der an seiner Hüfte baumelt. Mit leicht säbelnden Bewegungen schneidet er ein Stück aus dem Haxen. Die Kruste schön dunkel, darunter rosiges Fleisch. Perfekt! Wie oft hat er in Camp David, auf seiner Sommerranch, Grillabende gegeben, Dabei hat er die Kunst des Barbecue perfektioniert. Vieleicht, gibt er sich selbst zu bedenken, hätte er auch etwas mehr Zeit in seinem Oval Office verbringen sollen.



  Well, was nicht zu ändern ist, ist nicht zu ändern. George W. hat dann aus der Not eine Tugend gemacht und mit Unterstützung seines Vaters einen weltweit agiernden Barbecue-Service gegründet. In Trinwillershagen ist er heute. Soll irgendwo in Europa liegen - oder schon in Russland, keine Ahnung. Zuerst dachte George W., er hätte einen Grilleinsatz auf einem Armeestützpunkt, der seine Kantine McPomm nennt. Nun ist er eben in Mecklenburg-Vorpommern gelandet (zum Glück hat man ihm seinen Lieblingshubschrauber gelassen) und legt irgendwelchen Bürgern von Trinwillershagen (siehe Bild) Fleischstücke auf den Teller. Behände jongliert er die Ketchupflasche und spritzt einen roten Klecks daneben. Der Bürger und der Barbecue-Profi lächeln sich zufrieden an.

  George W. ist in seinem neuen Job gutmütig geworden. Seiner Freundin Angie, die ihm den Auftrag hier verschafft hat, hat er richtig fett Rabatt gegeben. Zwölf Millionen Euro soll das Grillfest mit allem Drum und Dran trotzdem gekostet haben. George W. ist gut im Geschäft. Er drängelt zum Aufbruch, kaum dass er das letzte Schweinefleischfetzelchen vom Spiess gekratzt hat.

  Wladimir, der Putin, nicht unbedingt ein guter Kumpel, gibt am Sonntag eine Riesenparty in St. Petersburg. Der Auftrag bringt noch mehr Kohle als der in Trinwillershagen. Früher hätte George W. dieses sibirische Zeug nie angerührt, geschweige auf seinem amerikanischen Barbecue-Grill gelegt. George W. wird sich Lederstiefel anziehen und die Pelzmütze aufziehen. So steht's im Vertrag. Nein, russische Lieder wird er nicht singen. Er hat nach wie vor seinen Stolz.

 

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