Fritz
Fuchs - klasse Name, wichtige Mission. In der ZDF-Kindersendung
"Löwenzahn" zieht Fritz Fuchs heute um 10.15 Uhr
in den alten Bauwagen von Peter Lustig. Peter Lustig hiess wirklich
so, während Fritz Fuchs eigentlich Guido Hammesfhr heisst. Hammesfahr
tritt ein schweres Erbe an, denn freundliche und findige Peter
Lustig hat seinen kleinen und grossen Zuschauern 25 Jahre
lang geduldig die Welt erklärt. Wer "Löwenzahn" sah,
kapierte ein bisschen mehr.
Um eines hat
sich der nette Mann in der Latzhose allerdings immer herumgemogelt,
hat es seinem Nachfolger überlassen: Die Gesundheitsreform.
Fritz Fuchs, übernehmen Sie - BITTE! Gesundheitsfond, Morbiditätsorientierung,
Überforderungsschutzklausel - okay, wir wissen selbst, dass
die Gesetze der Thermodynamik oder die Ampelschaltung einer
Grossstadt einfacher zu erklären sind als die so genannten Reformpläne
der Koalition, aber versuchen könnten Sie's doch.
Damit
wir Kassenpatienten endlich verstehen, warum wir Jahr für Jahr
tausende Euro einzahlen, aber weder eine Brille bekommen noch
eine Krone für den Backenzahn, was Igel-Leistungen sind und
warum die Kassen uns Fitnesskurse im Ausland bezahlen. Warum
wir immer mehr zahlen, während gleichzeitig immer weniger drin
ist. Wenn wir das verstehen, können wir derart um die Ecke denken,
dass wir endlich eine erfolgreiche Karriere als Optionsscheinhändler
an der Börse oder Pokerspieler im Internetcasino starten können.
Die Welt stünde uns offen!
Lieber
aber möchten wir ins Zentrum der Macht und der Pharmaindustrie
beitreten. Als Firmeninhaber, Chemiker oder Pharmareferent,
denn Deutschland ist ein Pharma-Paradies. Jungen Menschen muss
man raten: Entwickelt Medikamente, werdet reich!
Irgendwann,
sagen wir: In 150 Jahren, wird unsere Nachfahren die Gesundheitsreform
so erheitern wie uns damals das zaristische Russland. Wie lachen
wir doch über den bedrückenden bürokratischen Irrsinn und die
kaltherzige Ehrenkäsigkeit, die Nikolaj Gogol in "Die
Nase", "Der Revisor" und "Die toten Seelen"
schildert. Die Pharmaunternehmer - der neue Adel. Die Sacharbeiter
der Krankenkassen - der neue Beamtenstand. Der Versicherte -
der neue leibeigene Bauer. Gorgols Buchtitel könnte bleiben.

Unsere
Nachfahren werden lachen über eine Zeit, in der alle immer mehr
einzahlten und alles immer weniger wurde und sich niemand dagegen
wehrte. Und sie werden staunen über die Gesundheitsministerin
mit dem heiteren Karnevalsjargon und sich fragen: War das wirklich
ein Ausschnitt aus der "Tagesschau" oder nicht doch
der Kabarettist Matthias Richling als Ulla Schmidt (siehe
Bild)? Die beiden sind kaum noch auseinanderzuhalten. Wobei
es Verdienstvolleres gibt, als auf Ulla Schmidt herumzuhacken.
Wer möchte schon Gesundheitsministerin sein? Lieber Produzent
überflüssiger Arzneimittel. Oder Fitnessberater für gestresste
Angestellte. Oder Fettabsauger. Oder Siemens-Chef. Geld ohne
Ende, auch ohne Lotto-Glück.
Ach, das könnte
Fritz Fuchs uns alles mal erläutern. Wie unwahrscheinlich so
ein Lottogewinn ist und warum trotzdem Millionen Menschen wie
besessen Kreuzchen machen. Dass dieses aber mit der bösen Spielsucht
angeblich gar nichts zu tun hat, die ja vornehmlich bei den
Kunden privater Sportwetten-Anbieter ausbricht. Fritz Fuchs
- übernehmen Sie!
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