Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (15. Oktober 2006)
  

  Anfang der Woche erschütterte eine merkwürdige Erschütterung die koeranische Landmasse. In der Luft lag eine seltsame Stimmung, ein Flirren, Strahlen und Glitzern. Es schien, als würden die beiden einzigen in Nordkorea zugelassenen Autos vom Typ Warmer Südostwind vor Morgengrauen noch schneller um den Kreisverkehr in Pjöngjang flitzen, als leuchteten die fünf Sardinenbüchsen im zentralen Feinkostgeschäft noch heller. Auf den Gesichtern der Werktätigen vom Typ Nie ermüdender Arbeiter an der Industriefront zeigte sich das geheimnisvolle Lächeln Asiens. Nordkorea ist - wer würde es dem bienenfleissigen Völkchen verwehren - stolz auf die jüngste Zündung der ersten Atombombe vom Typ Eiserne Faust des Sozialismus.

  Jahrzehntelange akribische Vorbereitungen gingen dem Test voraus. Millionen von Koreanern wurden in den grossen Ferien zum Spalten von Atomkernen abkommandiert. Kein Kunststück für die zähen Asiaten, die daran gewöhnt sind, tagtäglich Reiskörner für die Mttags- und Abendmahlzeiten zu spalten. Der nächste Schritt ist jetzt die Fertigstellung der Trägerrakete vom Typ Aufsteigender Silberreiher am braunen Fluss.

  Die ersten Tests waren erfolgversprechend: Für die Zündung des Triebwerks wurde allerdings so viel Strom benötigt, dass Regierungschef Kim Jong Il (siehe Bild) auf seine morgendliche Dauerwelle verzichten musste. Die Lockenwickler vom Typ Glühende Schere der errötenden Jungfrau fielen aus. Zwei Friseure begingen Selbstmord.



  Von slochen Friktionen abgesehen, lief alles nach Plan. Die Atomraketen Nordkoreas gelten international als einfach, aber robust. Angetrieben vom Triebwerk des Typs Starker Atem des Volkes haben sie eine Reichweite von bis zu 45 Kilometer, von denen die Hälfte allerdings auf Lastwagen zurückgelegt werden muss. Die Startvorrichtung aus Birkenstämmen ist flugs aufgestellt. SIe muss allerdings sorgsam behandelt werden, da Holz im Land knapp geworden ist, weil Suppe aus Birkenrinde und Birkeneintopf vom Typ Zähes Schlamassel im Gaumen der Hausfrau als Delikatesse gelten.

  Die nordkoreanischen Atomrakete hat eine Besatzung von 62 Mann, die alle Hände voll zu tun haben, um den Flugkörper durch Gewichtsverlagerung auf Kurs zu halten und Wasser auf die erhitzte Blechwand zu giessen. Nach der Detonation im Zielgebiet gelten sie als vermisste Märtyrer des Volkes und bekommen ein Mahnmal an einer der belebten Kreuzungen Pjöngjangs.

  Die Modernisierung Nordkoreas ist damit nicht mehr aufzuhalten. Der nächste grosse Sprung nach vorn gilt der Ernährung. Reis soll in Zukunft nicht mehr roh verzehrt, sondern gekocht werden. Zwei Dutzend Kochtöpfe vom Typ Onkel Wangs heisser Stein sind bereits produziert.

  Zugleich wird das Land technologisch vorangetrieben. Das nationale Fernsehen wird erstmals Standbilder ausstrahlen. Dann könnten die nächsten Raketenstarts von mindestens fünf Nordkoreanern, die im Besitz von Endgeräten sind, live verfolgt werden. Wenn der Strom nicht ausfällt.
 

 

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