Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (05. November 2006)
  

  Die Heimatfront wackelt. Deutsche Soldaten im Ausland sind schutzlos einem Höllenfeuer der Kritik ausgesetzt, zu ihrer Verteidigung regt sich keine Hand. Das liegt auch an der Zurückhaltung der Kulturschaffenden, sich künstlerisch mit dem Kampf als inneren Erlebnis auseinanderzusetzen. Die Tradition des deutschen Soldatenromans ist verdorrt. Konsalik (Der Arzt von Stalingrad, Liebesnächte in der Taiga), Heinrich (Steiner) und andere sind tot. Nachfolger sind weit und breit nicht in Sicht. Die Generation der Politeraten, gestählt allenfalls im Trommelfeuer der Talkshows und in den endlosen Nächten der Cocktailbars, ist für die Kriegsliteratur verloren. Allerdings hätte auch ein Virtuose im Schützengraben des Wortes angesichts der gegenwärtigen Missionen Probleme, diese bildmächtig zu beschreiben. Versteckt sich die Truppe doch hinter spröden Kürzeln wie Isaf, Unimig oder Unmee.

  Wer heute aber lodernde Frontromatik in Zeilen giessen will, muss zunächst die Fakten kennen: Deutche Truppen stehen in heftigen Abwehrschlachten in Afghanistan (2865 Mann), Sudan (36 Mann), Georgien (elf Mann) oder Eritrea (zwei Mann). Das böte ja Stoff für ungeschminkte Frontliteratur, die den Alltag des Krieges in den grässlichsten Farben schildert, dabei aber die Kameradschaft im Graben nicht zu kurz  kommen lässt und natürlich auch eine gewise unschuldige Erotik angesichts der Todesgefahr aufflackern lässt. Mögliche Titel wären: Ein verlorener Haufen (Georgien), Schwarze Haut auf weissem Sand (Eritrea), Die letzte Burka oder Knochenjob im Paradies (Afghanistan), Höllenfeuer vor Darfur (Sudan), Der Arzt von Tuzla (Bosnien) oder Sturmwind im Bekaa-Tal (Libanon). Manuskripte schicken Sie bitte an unsere Redaktion. Dort werden sie umgehend einem Stahlgewitter der Kritik ausgesetzt.
 

 

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