Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (19. November 2006)
  

  Der neue Bond ist in aller Munde. Der britische Starkoch (siehe Bild) gilt ja als Wegbereiter des Kalten Kriegs in der Küche und kehrt jetzt zurück zu einer bodenständig-brutalen Zubereitungsweise. Sein legendäres Schraubengulasch hatte ihn vor Jahren in den Olymp der Gastronomie katapultiert, provozierte aber auch manchen Schusswechsel mit Traditionalisten.

  Bond hat für seine bejubelte Mischung aus Erotik und Kohlenhydraten die Zutatenliste noch einmal erweitert. Für das Carpacci aus Baumwollbikinis und eine vom Laserstrahl zurechtgesägte Polenta beispielsweise wird ein halbes Kilo Plutonium gefordert, für die Crème Brûlée ein handelsüblicher Flammenwerfer.



  Kritiker werfen Bond Effekthascherei und Nonchalance im Umgang mit weiblichem Küchenpersonal vor, anerkennen aber die nimmermüde Recherche nach neuen Rezepturen. So entstammt das jetzt vorgestellte Sashimi vom Dr. Nono Lachs an einem Nest aus Feuerbällchen urprünglich aus dem Kantinenplan des albanischen Geheimdienstes. Nachdem Bond den Küchenchef mit einem Gemüsehobel zu Tode gefoltert hatte, brachte er das Rezept auf abenteuerlichen Wegen nach Europa.

  Für die neue Bond-Küche sollten Hobbyköche die Lizenz zum Schlachten haben. Nicht jeder kann mit einer Walter PKK 9 Millimeter ein Spanferkel massakrieren und mundfertig zerlegen. Zwei Tipps: Die Dunstabzugshaube immer auf drei stellen, um den Blutgeruch aus der Küche zu vertreiben. Und: Wer Bonds Steinbutt 34 Stunden garen und mit Martini übergiessen will, sollte sich mit ELektroschocks wach halten. Als Beilage zum Sex nach dem Essen empfiehlt der neue Bond einen leichten Salat aus Rotkohl, der mit dem "Golden Ei" aus japanischen Ziergärten dekoriert wird.

  Unsere Küchenredaktion hat die meisten der neuen Rezepte getestet und für gut befunden. In Zeiten von Hartz IV kann jedoch auf einige der manieriert wirkenden Zutaten verzichtet werden. Statt Handgranaten können auch Granatäpfel verwendet werden, für die tief dekolletierte Sauté vom Octopussy muss es keine speziell gezüchtete Blondine sein. Ein handelsübliche Aldi-Kassierin tut's auch.

  Höhepunkt der Bond-Küchenreise ist das Kotelett vom Corrèze-Milchkalb mit glasierten Eiszapfen und Sabayon von der Gänsestopfleber. Wer die Mühe nicht scheut, dafür einen aten Terroristen auszuhöhlen, wird mit einem Feuerwerk an Sinnestäuschungen belohnt. Die glühenden Überreste löscht man am besten mit einem Puligny Montrachet 1987 ab. Bond verlangt für sein neues Buch ein Blutgeld von 69 Euro.
 

 

Zurück