Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (03. Juni 2007)
  

  Wir haben ja immer für einen sanften Tourismus plädiert und dafür oft Kritik geerntet. Jetzt sehen wir uns endlich bestätigt. Verschwiegenheit, Naturnähe und Qualität statt Massenabfertigung - diese Grundpfeiler einer modernen Urlaubsphilosophie finden sich im Portfolio der G-8-Gruppe.

  In der Illustrierten "Stern" wurde das neu gestaltete Resort Heiligendamm jetzt präsentiert. Man setzt auf natürliche Materialien wie Marmor und thailändische Edelhölzer, die Zimmermädchen stammen ausschliesslich aus regionalem Anbau. Der Bettüberwurf aus Seide wurde von speziellen Überwerfern monatelang geprobt. Das schmackhafte "Kissenmenü" besteht entweder aus "Dinkel-, Kirschkern- oder Merino-Kissen". Die Zimmer sind von 50 bis 140 Quadratmeter gross und boten früher zwei bis drei tätowierten Kleinfamilien billige Urlaubsunterkunft. Tempi passati! Heute weiss man: Erholung lebt von Raum und Intimität. Deshalb verhindert ein eleganter Zaun, dass Russen, Bettler, Kinderprostituierte oder fliegende Händler in die ausbalancierte Urlaubswelt eindringen.

  Leider gibt es immer noch Veranstalter, die am Image Heiligendamms als Krawallmeile festhalten (siehe Bild). So reisen auch dieses Jahr Billigtouristen an, die recht laut und rechthaberisch auftreten. Experten für Reiserecht empfehlen, in diesem Fall sofort den Reiseleiter vor Ort, also Frau Merkel, zu informieren. In den Nachttischen der Hotelsuiten befinden sich kleine Wergwerfkameras ("für die unvergesslichen Momente"), mit denen die schlimmsten Auswüchse dokumentiert werden können. Eine Teilrückerstattung des Reisepreises muss aber genau begründet werden. Wenn statt Weidelamm im Rosmarin-Ölbad nur Saucisse Blanc, also Weisswurst, serviert wird, kann geklagt werden. Wer bei der Animation von einem verirrten Indiaca-Pfeil getroffen wird, kann sich auch mit militärischen Mitteln wehren.


  
  Ansonsten gilt auch für den qualitätsbewussten Urlauber: Geniessen statt mäkeln. Warum nicht mal einen Ausflug im gepanzerten Kleinbus wagen? Die ansteckende Fröhlichkeit der Einheimischen (die eigens dafür aus ihren Käfigen befreit werden) hilft über manchen Frust hinweg. Es geht schliesslich um die schönsten Tage des Jahres.
 

 

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