Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. Juni 2007)
  

  Derzeit ist ja viel von Globalisierung die Rede. Im Grund heisst das nichts anderes, als dass chinesische Pianisten Beethoven spielen und dabei Turnschuhe von Adidas tragen, die in Indien zusammengeschweisst wurden. Skandinavische Länder waren bisher von der Globalisierung weniger betroffen, weil sie auf dem Satellitenbild kaum zu erkennen sind und man die Sprache kaum versteht. Diese Woche aber haben norwegische Schüler laut Medien einen 14 Kilo schweren Dorsch (siehe Bild) gefangen, der eine grüne Halbliterdose mit dänischem Tuborg-Bier im Bauch hatte.


  Wenn bereits Fische dänische Bierdosen schlucken, ist die Globalisierung am Ziel. Diese Dosen wurden zuvor aus Dänemark in die Dritte Welt exportiert, dort angeekelt ins Meer geworfen und wieder zurück in die Gewässer Nordeuropas geschwemmt. Ihr Öffnungsmechanismus ist aber so kompliziert, dass er von den Meeresbewohnern nicht bedient werden kann. Die Dosen werden also von Fischen geschluckt, die Fische gefangen, zu Fischstäbchen verarbeitet, diese wiederum nach Indien oder Nigeria exportiert, dort angeekelt ins Meer geworfen und tragen durch ihre Faulgase zu einem weiteren Anstieg der globalen Klimaerwärmung bei.

  Der Schachzug Angela Merkels, auf dem G-8-Gipfel Ostseesteinbutt zu servieren, hat dieses Thema in den Blicktpunkt der Weltöffentlichkeit gerückt. Die Zollschranken für die begehrten Präzisionsworthülsen der G-8-Staaten werden gesenkt. Jedes Schwellenland ist von nun an in der Lage, durch konstruktive Gespräche, die in beiderseitigem Einvernehmen und offener Atmosphäre keine exakte Reduktionsziele vereinbaren, aber doch zentrale Kernpunkte festlegen, global mitzureden. Man ist sich bewusst, dass noch ein weiter Weg durchschritten werden muss, der aber mit dem Willen zu echter Zusammenarbeit gepflastert sein wird. Nachdem die dramatische Situation der Dosenfische erstmals ins globale Bewusstsein gedrungen ist, müssen weitere Kraftanstrengungen in einen institutionellen Rahmen gegossen und die Ärmel hochgekrempelt werden, um damit einen Beitrag zu einem offenen, stabilen, demokratischen und prosperierenden Ökosystem zu schaffen.

  Die Zeit drängt. Bono und Grönemeyer gaben bereits vor hunderttausenden Kaltwasserfischen ein Konzert (Save our Dorsch). Wenn es gelingt, zwei Millionen Fischstäbchen weniger im Jahr in die Atmosphäre zu entlassen, ist die Welt gerettet.
 

 

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