Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (15. Juli 2007)
  

  Wer diese Tage mit Google Earth die Welt von oben betrachtete, dem musste ein bräunlicher Glanz über den deutschen Innenstädten auffallen. Auch unsere Wissenschaftsredaktion rätselte über die Bedeutung dieses Farbstichs und wurde erst in dieser Woche durch eine Pressemitteilung des "Tiefkühlkuriers" aufgeklärt: Es handelt sich um den den Siegeszug des Fischstäbchens.

  Kolonnen von Fischstäbchen (siehe Bild) also, goldbraun gebräunt, paradieren unter dem Jubel und der herzlichen Anteilnahme der Bevölkerung durch deutsche Städte. Sie werden von Bürgermeistern empfangen, tragen sich in Gästebücher ein und äussern sich besorgt über den weltweiten Klimawandel.


  
   Experten sind sich einig: Die Welt mit Fischstäbchen ist eine bessere. Obwohl oft hämisch als Stapelfisch abqualifiziert, gelten sie als fleissig, loyal und lassen sich bei Bedarf in jede politische Richtung drehen und wenden. Nachdem die vielfachen Unterbrechungen der Kühlkette endlich ausgeräumt wurden, steht einer stärkeren Präsenz von Fischstäbchen nichst mehr im Weg. Laut "Tiefkühlkurier" ist das "Geheimnis der Erfolgstory" in der Zusammensetzung zu suchen: Aussen knusprig, innen weich. Das korrespondiert mit einer zunehmender Nachfrage nach weichen Faktoren in der Wirtschaft: Teamfähigkeit, Offenheit, Empathie, bei gleichzeitiger Fähigkeit zur Präzision. Jedes Stäbchen misst genau neun mal 2,6 mal 1,1 Zentimeter. Dieses Mass lässt sich nur mit fettreduzierter Ernährung und härtester Disziplin aufrechterhalten. Pilates, Mineralwasser und die Fähigkeit zur Work-Life-Balance sind die Erfolgsfaktoren.


  Allerdings ist nicht alles so goldbraun, wie es scheint. Laut Pressemitteilung muss der Fischanteil jedes Stäbchen 65 Prozent betragen. Kritiker vermuten, dass der Rest auch Bestandteile unserer dunklen Vergangenheit enthält. Gab es Fischstäbchen in der Waffen-SS oder in der NSDAP? Gibt es Verbindungen zum internationalen Terrornetzwerk al-Qaida? Der "Tiefkühlkurier" schweigt dazu. So mehren sich sich die Stimmen die Aufklärung über die sogenannte Restquote fordern. Schreiben Sie, lieber Leser, an den "Tiefkühlkurier", Bonner Strasse 484, 50968 Köln, und verlangen Sie Aufklärung. Bis dahin essen Sie Hähnchen, Schnecken oder Spinatpizza.
 

 

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