Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (22. Juli 2007)
  

   Nichts ist, wie es scheint. Das haben die Ereignisse dieser Woche einmal mehr aufs Eindringliche bewiesen. Bei der Tour de France fahren pausbäckige kleine Jungs mit, denen man bis vor kurzem noch die Schuhe zubinden und das Pausenbrot schmieren musste (siehe Bild). Jetzt haben sie diesen gierig-fordernden Blick, der Frauen gleichermassen anzieht wie verunsichert. Auf einer 200-Kilometer-Etappe wachsen ihre Brusthaare bis zu 20 Zentimeter. In ihren Trinkflaschen schwappen Hormoncocktails, ihre Pausenbrote sind mit Testosteronplastern belegt. Nach dem Essen trinken sie chinesisches Schildkrötenblut, das in der Sportmedizin Asiens als "Gevatter Yangs starker Arm" bekannt ist. Über den Begleitbussen wabern der Dunst spanischer Stierkampfarenen - eine Melange aus Erregung, Schweiss, Angst und brünstiger Umtriebigkeit.


  
   Der Mensch sucht weiter Zerstreuung und wird getäuscht. Der Sport ist verseucht, alteingesessene Sekten werden von deutschen Offizieren unterwandert und in den deutschen Tiergehegen regiert die Angst. Dieser Tage stellte sich nähmlich heraus, dass im Erfurter Zoo Tiere geschlachtet und ihr Fleisch an Privathaushalte verkauft wurde. Offiziell handelte es sich um Haus- und einheimische Wildtiere wie Ziegen und Hirsche. Aber die Kontrollen sind lückenhaft. Wer weiss schon, was da mundgerecht portioniert die Gehege verlassen hat? Ist die Platte der sieben Kostbarkeiten beim Chinesen vielleicht ein Potpourri aus Chinchilla und Nandu-Hirschen? Ist das Hähnchen in Weinsauce in Wirklichkeit ein Mandschurenkranich und der formschöne Blumentopf aus dem Keramikladen der Panzer einer klandestin geschlachteten Sumpfschildkröte?

   Die Grenzen zwischen Sport, Unterhaltung und Wahnsinn verfliessen also. Werden bald Schapendoes, jene ausdauernde Arbeitshunde aus den Niederlanden, ins Gelbe Trikot der Tour de France fahren? Wird man den Begriff Bergziege bald wörtlich nehmen müssen? Wird man ehemalige Radrennfahrer, Biathlonrecken oder Brustschwimmer künftig in Zoos ausstellen?

   In diesen Zeiten lassen wir Sie nicht im Stich, lieber Leser. Wir sagen Ihnen, bei welcher Sportart Sie noch ein gutes Gewissen haben können, welches Fleisch aus welchen Zoo Sie bedenkenlos verzehren und welche B-Probe Sie noch öffnen können.
 

 

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