Kennen Sie Isao Yamaguchi?
Kennen Sie nicht? Macht nichts. Den Namen werden Sie sich nicht
merken müssen. Herr Yamaguchi ist von Geburt Japaner, von Beruf
Chemiker, und er hat geglaubt, ein neues Ringmolekül hergestellt
zu haben. Fragen Sie mich jetzt bitte nicht, wie und warum sich
einer ein Ringmolekül bastelt. Ich habe gestern im Sonderangebot
einen fix-und-fertig montierten Adventskranz gekauft, und insofern
ist die Woche für mich rund gelaufen. Ringmoleküle können mir
also gestohlen bleiben.
Ich hätte Sie
mit der Sache auch nicht belästigt, wenn einem emeritierten
Professor aus Würzburg nicht aufgefallen wäre, dass eben jenes
Ringmolekül vor 102 Jahren schon mal entdeckt worden ist, von
einem Deutschen. "Ahnungsloser Chemiker", war auf
"Spiegel Online" zu lesen, "entdeckt Verbindung
zum zweiten Mal". Nur, warum darum ein Aufheben machen?
Kommt es nicht alle naselang vor, dass Japaner was erfinden,
und dabei entdecken, was wir längst erfunden und entdeckt haben?
Oft besteht die Kunst darin, was zur rechten Zeit neu zu erfinden.
Oder, wie der Japaner sagt: Kopieren geht über Studieren.
Gerade
wir hier im Schwäbischen haben bei den Japanern als Tüftlergenies
einen erstklassigen Ruf, auch wenn das obengenannte Ringmolekül
nicht auf unser Konto geht, sondern auf das eines Marburger
Chemikers, dessen Namen Sie sich ebenfalls nicht merken müssen,
weil ich es auch nicht getan habe. Autos, Airbags, Spätzle,
Hutzelbrot, Filderkraut - von uns. Wobei ich unsere japanischen
Freunde auf die Schreibweise von Filderkraut hinweisen möchte.
Wir unterscheiden zwischen Filderkraut (wohlschmeckende,
in Sichtweite zum Flughafen angebaute Spitzkohlsorte) und Filterkraut
(schlecht schmeckende Filterzigarette). Auch wenn Filterkraut
übel riecht, kann man damit hübsche Kringel machen. Da schliesst
sich der Kreis, selbst wenn wir immer noch keinen Dunst von
Ringmolekülen haben. |