Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (09. Dezember 2007)
  
- Runde Sache -
 

   Kennen Sie Isao Yamaguchi? Kennen Sie nicht? Macht nichts. Den Namen werden Sie sich nicht merken müssen. Herr Yamaguchi ist von Geburt Japaner, von Beruf Chemiker, und er hat geglaubt, ein neues Ringmolekül hergestellt zu haben. Fragen Sie mich jetzt bitte nicht, wie und warum sich einer ein Ringmolekül bastelt. Ich habe gestern im Sonderangebot einen fix-und-fertig montierten Adventskranz gekauft, und insofern ist die Woche für mich rund gelaufen. Ringmoleküle können mir also gestohlen bleiben.

   Ich hätte Sie mit der Sache auch nicht belästigt, wenn einem emeritierten Professor aus Würzburg nicht aufgefallen wäre, dass eben jenes Ringmolekül vor 102 Jahren schon mal entdeckt worden ist, von einem Deutschen. "Ahnungsloser Chemiker", war auf "Spiegel Online" zu lesen, "entdeckt Verbindung zum zweiten Mal". Nur, warum darum ein Aufheben machen? Kommt es nicht alle naselang vor, dass Japaner was erfinden, und dabei entdecken, was wir längst erfunden und entdeckt haben? Oft besteht die Kunst darin, was zur rechten Zeit neu zu erfinden. Oder, wie der Japaner sagt: Kopieren geht über Studieren.

   Gerade wir hier im Schwäbischen haben bei den Japanern als Tüftlergenies einen erstklassigen Ruf, auch wenn das obengenannte Ringmolekül nicht auf unser Konto geht, sondern auf das eines Marburger Chemikers, dessen Namen Sie sich ebenfalls nicht merken müssen, weil ich es auch nicht getan habe. Autos, Airbags, Spätzle, Hutzelbrot, Filderkraut - von uns. Wobei ich unsere japanischen Freunde auf die Schreibweise von Filderkraut hinweisen möchte. Wir unterscheiden zwischen Filderkraut (wohlschmeckende, in Sichtweite zum Flughafen angebaute Spitzkohlsorte) und Filterkraut (schlecht schmeckende Filterzigarette). Auch wenn Filterkraut übel riecht, kann man damit hübsche Kringel machen. Da schliesst sich der Kreis, selbst wenn wir immer noch keinen Dunst von Ringmolekülen haben.
 

 

Zurück