Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (06. Januar 2008)
  

   Es soll hier mit einer jahrhundertealten Tradition gebrochen und nicht zurück auf die Woche, sondern nach vorne geblickt werden. Was bringt das Jahr 2008, frage sich viele Leser verständlicherweise. Die Frage ist leicht zu beantworten, denn das kommende Jahr ist redaktionell längst verplant und vorproduziert. Spannender aber ist ein Ausblick auf 2009, wo es noch die eine oder andere Unwägbarkeit gibt. Beim Versuch, diese Lücken zu füllen, stiessen wir auf folgende Annonce im Internet: Ich bin seit vielen Jahren Kartenlegerin und möchte auch Dir helfen, positiv ins NEUE JAHR 2008 zu blicken!!! Dieses Angebot gilt für eine Sitzung am Telefon! Innerhalb Deutschlands rufe ich dich kostenlos auf deinem D-Festnetz an! Preise: 15 Min. Kartenlegen 15 Euro, 90 Min. Kartenlegen 45 Euro, + Engelkontakt 55 Euro o. Jenseitskontakt 65 Euro, 90 Min. Kartenlegen + Engel- u. Jenseitskontakt 75 Euro.

   Natürlich: 75 Euro sind eine Stange Geld, aber für ein Paket mit Flatrate, Engel- und Jenseitskontakt?! Da geraten auch erfahrene Journalisten ins Staunen, denen ja, während sie am Schreibtisch dösen, die wunderlichsten Dinge in den Sinn kommen. Bei der jüngsten Weihnachtsfeier in unserer Redaktion beispielsweise tauchte nach esoterischen Lichtarbeiten, Vernatsch und Trollinger das Bild von Dr. Yves Schmökel, dem langjährigen Chef der Wissenschaftsredaktion, in der Küche auf, manche behaupten auch, es sei Johannes Heesters (siehe Bild) gewesen.



   Wir nahmen also das Angebot jener Annonce an, griffen zum alten Astral-D-Netz-Telefon und wanderten, ausgerüstet mit Chakren, Rachquarzen und Achaten, durch das Jenseits, das wir bequem mit dem Aufzug unseres hochmodernen und zugleich nach Kriterien fernöstlicher Buchführung ausgelegten Pressezentrums erreichten.

   Die Karten wurden gelegt, doch zunächst geschah nichts. Erst als die ADAC-Autobahnkarte "Mittleres Ruhrgebiet" aufgedeckt wurde, erst als wir dort an der Raststätte Essen/Ruhr einen Bachblütentee tranken, den uns ein Mann servierte, der aussah wie Hermann Hesse, ging die Reise los. Zehn Euro später waren wir bereits im Jahr 2009 und trafen die grossen Konstanten der menschlichen Existenz: Boris Becker und Johann Lafer, gestiegene Preise, Digitalkameras mit noch mehr Speicher, nicht gehaltene Versprechungen, verregnete Wochenenden, gebrochene Herzen, Mondamin-Sossenbinder für dunkle Sossen und nicht zuletzt einen starken Trend zu festverzinzlichen Anleihen. Als nach 45 Minuten wieder Boris Becker auftauchte, endete die Session. 75 Euro waren verzehrt.

   Mit diesem Service, lieber Leser, endet unsere Berichterstattung für das nächste und das übernächste Jahr. In dringenden Fällen erreichen Sie uns auf dem D-Netz-Telefon im Jenseits. Ende November 2009 rufen wir auch wieder zurück.
 

 

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