Der US-Aktionskünstler David
Blaine, 35, hat diese Woche weltweit Aufsehen erregt. Er kletterte
in der Talkshow von Oprah Winfrey in eine riesige mit Wasser
gefüllte Glaskugel und hielt exakt 17 Minuten und 4 Sekunden
die Luft an. Das ist Weltrekord! Um das Kunststück vollbringen
zu können, pfiff sich Blaine vor seinem Auftritt 23 Minuten
lang reinen Sauerstoff rein.
Ich möchte
Sie, liebe Leser, an dieser Stelle unbedingt zum Weiteratmen
animieren. Es liegt keinesfalls in meiner Absicht, dass Ihnen
vor Staunen die Luft wegbleibt, Sie mir auf halbem Weg umkippen
und uns womöglich als Abonnent verloren gehen. Das wäre schon
deshalb jammerschade, weil Sie dann nie von einem deutschen
Aktionskünstler erfahren würden, der jede Woche eine Kolumne
von gut 50 Zeilen zu füllen hat. Er tut dies, Sie werden's schon
ahnen, ohne dabei einmal Luft zu holen. Dass das Ganze bisher
kein Aufsehen erregt hat, mag daran liegen, dass der junge Mann
nicht in eine Wasserkugel steigt, sondern am Schreibtisch sitzt.
Ausserdem
käme er nie auf die Idee, vor seiner Schreibtätigkeit reinen
Sauerstoff zu inhalieren. Sauerstoff, sagt der Mann - übrigens
ein durch und durch bescheidener junger Mensch von kaum 46 Jahren,
der seinen Namen auf keinen Fall in der Zeitung lesen möchte
- ,Sauerstoff, sagt er, sei zwar zum Denken nötig, lenke ihn
persönlich aber vom Arbeiten ab.
Man
kann sich natürlich fragen, wie kommt ein deutscher Aktionskünstler
auf so eine hirnverbrannte Idee. Die Antwort ist ganz einfach:
Der Chef ist schuld. Der hat bei einem Gespräch mit dem Aktionskünstler
- es ging wie üblich um eine Gehaltserhöhung - gesagt: "Jetzt
halt mal die Luft an." Gebracht hat's bisher nichts. Aber
der junge Mann gibt nicht auf. |