Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (25. Mai 2008)
 

   Fetthaltige Nachschläge - garniert mit einer Altersversorgung, die vor gesättigten Bezügen nur so strotzt - die Diäten der Politiker versetzten das Volk diese Woche in Sorge. Experten fordern eine schlankere und hochwertigere Ernährung, um die Leistungskraft der Parlamentarier zu erhalten. Doch wie kann die aussehen? Bisher lässt die Diät zwar das Verschlingen von Akten, Fleisch und Alkohol zu, lässt aber zugleich nach der Verdauung viel heisse Luft entweichen. Auch Trennkost lässt sich angesichts des zunehmend zersplitterten Parteiensystems mit zahllosen neuen Koalitionen nicht mehr aufrechterhalten.

   Unsere Wissenschaftsredaktion konsultierte deshalb einige Veteranen der Gesundheitsforschung. Zunächst stiessen wir in den Hamburger Stadtteil Langenhorn vor, den Wohnsitz Helmut Schmidts, wo allerdings an 350 Tagen im Jahr eine dichte Rauchwolke jedes Leben erstickt. Indem wir den ausgedrückten Ziggarettenstummeln folgten, fanden wir den Altkanzler (siehe Bild). der folgendes zu Protokoll gab. "Diät? Quatsch!
Sollten mehr rauchen. Macht schlank. Heutzutage ja alles verboten. Denen fehlt einfach die Fronterfahrung. Wir hätten uns damals gern eine fette Diät aus der Gulaschkanone genehmigt. Stattdessen haben wir Wurstpellen und Fischköpfe gefressen, wenn der Russe mal stillgehalten hat."



   Ottmar Hitzfeld: "Ich halte mich seit Jahren an die 3-B-Diät. Das heisst: Pro Tag drei Blätter Salat, die solange in Magarine gedünstet werden, bis sie jeden Nährwert verlieren. Wenn in die eingefallenen Wangen eine Kinderfaust passt, ist man auf guten Weg."

   Erwin Huber: "Wir in der CSU haben immer gesagt. dass mehr netto in die Pfanne muss. Wer jede Sosse soweit reduziert, bis nur noch 7000 Monatskalorien übrig bleiben, hat keine Ahnung vom Lebenswandel eines bayerischen Abgeordneten. Allein die Benzinkosten für den Dienst-BMW fressen einen doch auf. Und die Schokoriegel an den Tankstellen gibt's auch nicht umsonst!"

   Charlotte Roche: "Den Politikern fehlt einfach eine schöne, feuchte Küche. Man sieht überhaupt keine Schwitzflecken mehr unter den Sakkos. Ein echter Mann muss nach Geld stinken. Ich empfehle einen schwül-warmen Karottenauflauf, gefüllt mit einem Gemetzel aus Hundert-Euro-Noten. Dazu jeden zweiten Tag Creme fatale - und die Jungs dampfen wieder wie früher!"

   Wolfram Siebeck: "Bin absolut gegen diesen Diätwahn. Sollen Politiker aussehen wie Models aus Hungergebieten oder Figuren von Lucas Cranach? Butter aus der Milch französischer Gebirgskühe schmiert jedes aufgewärmte Worthülsengericht. Und ums Schmieren geht es doch in der Politik, oder?"

   Dalai Lama: "Lächeln ist besser als jede Diät. Wie könnte ich mit meinen 73 Jahren sonst so eng geschnittene Kleider anziehen? Dennoch sagt ein altes tibetanisches Sprichwort: Wenn es Brei regnet, halte den grössten Löffel raus."

   Einen Erfolg hatte die Debatte: WIe bekannt wurde, werden im Bundestag die seit Kriegsende ausgebenen Lebensmittelkarten für Schweinefett endlich abeschafft.
 

 

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