Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (29. Juni 2008)
 

   Zum Glück ist der Fussballwahnsinn vorbei. Ja, längst vorbei. Lesen Sie keine Zeitung? Südtirol ist Europameiser, hat die Kroaten im Finale mit 1:0 besiegt. Um es präzise zu sagen: Die Kroaten in Serbien. Bei der Fussball-Europameisterschaft der sprachlichen Minderheiten Anfang dieses Monats in der Schweiz. Die Deutschen haben sich wie bei jeder EM seit 1996 in der Vorrunde herausgerumpelt, weshalb es nicht zum brisanten Duell der deutschen Minderheit in Dänemark gegen die dänische Minderheit in Deutschland kam.

   Es wäre auch ein seltsames Spiel geworden: Jeder Treffer ins gegnerische Tor zugleich irgendwie ein Eigentor. Unentschlossen zeigte sich auch Prinz Polski (Geburtsland Polen), nicht unbedingt für lange Grübeleien bekannt, bei seinem Tor für die deutsche Nationalmannschaft gegen ebendieses Polen. Jubeln oder nicht jubeln? Keine Ahnung. Hoffentlich lässt sich sein Kumpel Schweinski davon nicht anstecken. Am Ende verliert er (Geburtsland Deutschland) noch die Freude an seinen Toren für den (deutschen) FC Bayern München, die er in der (deutschen) Bundesliga gegen einen deutschen Club ...



   Nach dem Spiel gegen Spanien ist der Bundestrainer zurückgetreten. Ja, wirklich. Stand in der Zeitung. Am 22. Juni 1984, der zurückgetretene Trainer hiess Jupp derwall. Zu Hause witzelten sie: "Welches Tier hat absolut null Ahnung von Fussball? Jupp, der Wal." Das passiert Jogi, dem Löw, nicht. Vorerst.

   Die EM hat gigantische TV-Quoten gebracht. Im Halbfinale Türkei - Deutschland fast 80 Prozent. Rechnet man die gefühlten 40 Millionen in Deutschland lebenden Türken hinzu, die das Spiel per Sütüllütenschüssel in Muttersprache verfolgten, steigt die Einschaltquote auf sensationelle 113,7 Prozent. Schwer zu toppen. Allenfalls, wenn sich beide Mannschaften im WM-Finale 2010 wiedertreffen. Die gute Nachricht für die Fans: Die Stadien in Südafrika sind grösser als die Zirbelstuben-Winz-Arenen der Euro '08. Es wird reichlich Karten geben. Die schlechte Nachricht: Die Anreise im eigenen Auto ist beschwerlich. Östlich ums Mittelmeer herum, dann in Ägypten nilaufwärts und schliesslich der Ostküste Afrikas entlang zum Kap der guten Hoffnung. Selbst mit einer deutschen Oberklassenlimousine sind An- und Abreise kaum an einem Tag zu bewältigen.



   Jeden Tag Autokorso. Tut-tuut-tut-tut-tut. Wie blöd sind wir Deutschen eigentlich? Welche Rolle spielen die Medien. Muss wirklich erst unsere Kuschel-Zeitung mit Harmoniefaktor 40 kommen, um den skandalösen Zusammenhang zwischen EM und Spritpreis aufzudecken: Wer beim Autokorso mittut, muss öfters tanken. Also steigt die Nachfrage. Steigt die Nachfrage, steigt der Preis. So einfach ist das, und aus diesem Grund haben die Mineralölkonzerne die Gegner der Deutschen - Achtung Wortwitz - geschmiert. Wieso sonst sollte der Sportskamerad und türkische Keeper Rüstü vor dem deutschen 2:1 dem Miro Klose nur hinterherhopsen statt ihm in Torhütermanier eine Faust gegen das Kinn rammen? Warum sonst liess er sich vor Lahm nach links unten plumsen wie eine Bahnschranke? Wäre er stehen geblieben, hätte er den Ball zwar an den Kopf bekommen, aber nicht ins Tor. So aber: 3 zu 2 Deutschland, Sieg, Autokorso. Tut-tuut-tut-tut-tut. Am nächsten Tag war der Sprit fünf Cent teurer.

   Ein Hinweis an alle Gelegenheits-Fussballguckerinnen, die Michael Ballack so süüüss finden: Ballack erkennen Sie am Trikot mit der Nummer 21 und dem Schriftzug "Metzelder".
 

 

Zurück