Wenn Sie Abonnent einer
Zeitung sind, dann werden Sie das Kleingedruckte in Ihrem Vertrag
kennen. Falls nicht, helfe ich Ihnen auf die Sprünge: In dem
Kleingedruckten steht, dass weder Kriege, Seuchen, Hungersnöte
noch Sintfluten das Erscheinen dieses Print-Produktes verhindern
können.
Das Thema Erscheinungssicherheit
fängt bei uns bereits bei der personellen Software an: Für jeden
Zeituungsausträger stehen für den Notfall 26 Ersatzausträger
bereit. Unsere Drucker haben eine Ausbildung bei der NASA gemacht
und sind Träger des schwarzen Gürtels. Zu Presseterminen reisen
stets fünf Redakteure getrennt mit gepanzerten Limousinen an,
die aus unterschiedlichen Richtungen kommen. In der Kantine
wird an Mitglieder eines Ressorts nie das selbe Essen ausgegeben.
Unser
Druck- und Verlagshaus wurde tsunamisicher auf der Filderebene
gebaut. Selbst Erdbeben oder Meteoriteneinschläge können uns
nicht aus der Ruhe bringen: Wir unterhalten weltweit ein Dutzend
identischer Druckhäuser, die wir bei Versagen unseres Stammhauses
hochfahren könnten. Fiele in Wien der Strom aus, von wo wir
überhaupt keinen Strom beziehen, schalten unsere Verteiler automatisch
auf Basel um. Bricht in ganz Europa die Stromversorgung zusammen,
beziehen wir Öko-Strom von den Philippinen. Und für den Fall,
dass weltweit der Strom ausfällt, halten wir ein paar gut gedopte
ehemalige Tour-de-France-Sieger, die sofort in die Pedale treten
können.
Sie sehen, liebe Leser, es
müsste schon ein Weltuntergang kommen, um das Erscheinen dieser
Zeitung zu verhindern. Und in dem Fall spränge unser Druckhaus
auf dem Mond ein.
Nur bei dieser Kolumne
arbeiten wir ohne Netz und doppelten Boden. Die wird jede Woche
von ein und derselben Lusche reingehämmert. Und falls die Lusche
im Urlaub ist, kommt eine andere Lusche, die sich mental ebenfalls
im luftleeren Raum bewegt. Wenn der Lusche mal garnichts einfällt,
schreibt sie über Stromausfälle. |