Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (17. August 2008)
 
Blackbox Cervelatwurst

 

   Was für die Deutschen die Rote, ist für die Schweizer die Cervelat. Die Cervelat ist eigentlich etwas Undefinierbares - dick und gelb, und wenn man hineinschneidet, quillt eine Substanz hervor, die stark an eingefärbtes Fugenkitt aus dem Baumarkt erinnert, aber auch gut durchkauter Darminhalt eines Regenwurms sein könnte. So widerlich ist das Arbeiter-Filet, wie die Eidgenossen ihre Servela liebevoll nennen, dass deutsche Rinder aus Tierschutzgründen eine Einverständnisserklärung abgeben müssen, um zu der zweifelhaften Spezialität verarbeitet werden zu dürfen.

   Der Schweizer denkt da anders. Direkt nach Brot, Milch und Käse ist ihm die dralle Dauerwurst das liebste Nahrungsmittel. Ob die EU das wusste, als sie kurzerhand den Import produktionswichtiger brasilianischer Rinderdärme in die Schweiz verbot, ist ungewiss. Sicher ist nur: Die Tatsache, dass Brüsseler Currywurst-Bürokraten dem Berner Nationalheiligtum auf die Pelle rückten, musste zu einer internationalen Magenverstimmung führen. Den Wortlaut der sich anschliessenden diplomatischen Schlammschlacht veröffentlichen wir an dieser Stelle erstmals:

Bern: "Warum ist euch unsere Wurst nichht wurst?"

Brüssel: "Wir haben den Braten gerochen."

Bern: "Das ist doch alles Käse. Mit uns ist nicht gut Kirschen essen."

Brüssel: "Ihr habt doch Tomaten auf den Augen."

Bern: "Jetzt haben wir den Salat. Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt."

Brüssel: "Gleich gibt's was auf die Eier."

Bern: "Und wir drehn euch durch den Fleischwolf ..."

   Da Sie, liebe Leser, sicher gerade frühstücken und der Dialog noch unappetitlicher wird, brechen wir hier ab. Die Schweiz hat den Streit gewonnen. Ich hoffe, Sie fanden, an der Geschichte war Fleisch. Wenn nicht, ist's mir dauerwurst.
 

 

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