Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. August 2008)
 
Der Neandertaler in uns

 

   Liebe Männer, wir müssen jetzt sehr, sehr stark sein. Wenn wir bisher laut gerülpst, uns beim Essen schlecht benommen oder zu viel gebechert haben, konnten wir uns damit rausreden, dass in uns der Urtrieb unserer wilden Vorfahren, der Neandertaler, noch lebendig ist. Der zog abends auch gern mal um die Höhle.

   Das steckt in uns drin. Dachten wir. Dumm nur, dass Richard Green vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig ein Neandertalerknochen untergekommen ist. Er habe die Sequenz einer mitochondrialen DNA entschlüsseln können, sagt Green. Keine Ahnung, was eine mitochondriale DNA ist, aber der Forscher will uns weismachen, dass der Mensch gar nicht so viel vom Neandertaler hat, wie bisher angenommen. Vor mehr als 600 000 Jahren sollen die beiden bereits getrennte Wege gegangen sein. Mit der Verwandschaft sei es also nicht weit her.

   Nichts gegen Herrn Green. Aber der Mann muss sich getäuscht haben. Die "Apotheken-Rundschau" hat in dieser Woche unumstössliche Beweise vorgelegt, dass in uns noch einiges vom Neandertalermann steckt. Bei einer Umfrage der GFK-Marktforschung sagten 45,6 Prozent, eine Frau sollte vor allem gut kochen können. Wie zu Neandertalerzeiten. Bauch schlägt Herz. Fast genauso viele sehen es gern, wenn ihre Partnerin "im Haushalt tüchtig ist". Übersetzt ins Neandertalerische heisst das, die Höhle muss immer schön sauber und warm sein. Bei den Frauen hat sich in den vergangenen 300 000 Jahren auch wenig verändert. Knapp die Hälfte der Befragten finden es besonders gut, wenn ihr Partner sie beschützt. Wer am besten die Keule schwingt, kommt am besten beim schwachen Geschlecht gross raus.

   Na also. Ich muss jetzt mal heim. Mal sehen, ob meine Frau das Mammutgulasch von gestern Abend noch auf dem Feuer hat.
 

 

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