Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (07. September 2008)
 

   Es war die Woche der Geständnisse. Zunächst schilderte der Sänger Peter Maffay, der seine märchenhafte Karriere als einfacher Strassenrumäne begann, in einem Interview mit dem "Spiegel" seine Alkoholexsesse: "Ich habe jeden Auftritt mit einem Drink an der Bar begonnen und beendet, später bis zu drei Flaschen Whiskey am Tag getrunken. Dieses Leben war wie eine blau getünchte Wand aus Beton, ich habe gedacht, es wäre der Himmel, und bin irgendwann mit voller Kraft dagegen geknallt. Ich habe Freundschaften und Ehen ruiniert." So weit Maffay. Der Nächste war Oliver Kahn in der "Süddeutschen": "Ich war in der Zwangsjacke eines zum Erfolg verdammten Bayern-Profis. Irgendwann ist das Spielen halt, wie zur Arbeit zu gehen, eine Pflicht."

   Erschütternd! Doch beileibe kein Einzelfall. Unserer Redaktion liegen Hunderte von ähnlichen Geständnissen vor, die wir bisher aus Gründen der Diskretion nicht veröffentlichen durften. Doch die Zeiten werden härter. Unser Management verlangt Auflage, Auflage, Auflage! Deshalb hier eine erste Tranche mit Bekenntnissen von Prominenten, die uns arglos ihr Vertrauen schenkten.

   Fritz Wepper: "Es gab eine Zeit in meinem Leben, da wollte ich nur noch essen. Meine Kumpels, der Luggi Waldleitner, der Derrik und ich trafen uns am frühen Morgen, also gegen 12 Uhr, zum Powerfrühstück im Bayrischen Hof, Weisswürste und so. Dann die ganze Schuhbeck-Küche rauf  unbd runter. Nachts im Schuhmann's biss ich oft in meine blutjungen Begleiterinnen, weil ich so hungrig war. Erst eine Vorladung vor Gericht brachte mich zur Besinnung. Heute bin ich clean, habe aber immer einen Fleischkäse in der Sakkotasche."

   Helmut Schmidt: "Ich habe lange gebraucht, um zuzulassen, dass ich auch in Selbstgesprächen immer Recht habe. Freunde, Kollegen, nicht zuletzt meine Frau baten mich immer wieder darum, meine intelektuelle Überlegenheit anzuerkennen. Heute weiss ich: Ich hätte früehr auf sie hören sollen. Jetzt unterhalte ich mich beim Klavierspielen oft mit Mozart und behalte auch da das letzte Wort. Als ich Breschnjew damals meine Verbesserungen an der Zauberflöte vorspielte, war das der Beginn des Kalten Kriegs."

   Leni Riefenstahl: "Nie, nie, nie hätte ich die Buschmänner zwingen sollen, so zu tun, als hätten sie nicht anzuziehen. Bis zu meinem Tod träumte ich oft von Schwarzen, die Filme über mich drehen und im heimischen Open-Air-Kino aufführen. Da wurde immer an den falschen Stellen gelacht."

   Collien Fernandez: "Damals, als ich gegen Tiervesuche protestierte, wusste ich noch nicht, was für Biester das sind. Die haben mich auf dem Bauernhof zum Spass gegen den Elektrozaun getrieben. Heute weiss ich: Sie konnten nicht anders, weil sie zu viel tierisches Eiweiss im Blut haben. Trotzdem bin ich froh, dass täglich so viele Viecher geschlachtet werden. Sonst könnte man ja kaum noch auf die Strasse gehen!"



   Karl Lagerfeld (siehe Bild): "Gottchen, ja. Man war halt jung damals und schmiss den Freunden schon mal einen Louis-Seize-Kronleuchter an den Kopf. Und natürlich schnupften wir Schminkpuder, bis die Fliegen von der Wand fielen. Heute schreie ich höchstens mal mein Spiegelbild an. Danach tut's mir leid, und wir trinken zusammen ein Cola Zero."

   Robert Mugabe: "Als Hoffnungsträger für den schwarzen Kontinent hört die Welt heute auf meinen Rat. Damals, als ich an der Fern-Uni Folter und Nepotismus studierte, sprengte ich in meinem Jähzorn neben Polizeiwachen auch die angrenzenden Kindergärten in die Luft. Das war nicht schön. Dafür spendet meine Frau jetzt viel Geld für die italienische Handtaschenindustrie."

   So viel für diese Woche. Wenn Sie, liebe Leser, irgendetwas gestehen wollen, rufen Sie an!
 

 

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