Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (14. September 2008)
 
Vom Ende des Zufalls

 

   Wussten Sie eigentlich, dass die Kanzlerin nur auf die Realschule ging? Nein, wirklich, ist kein Scherz. Die Kanzlerin war diese Woche an einer Stuttgarter Realschule. In Ostheim. Ostheim? Also wenn Sie mich fragen, was Sie vermutlich nicht tun, dann sage ich Ihnen, dass es kein Zufall sein kann, wenn einer Kanzlerin, die in der Ostzone aufgewachsen ist, eine Schule in Ostheim besucht. Ich weiss nichts über das Schulsystem in der DDR, ausser dass es klassenlos war. Aber es kann so schlecht nicht gewesen sein. Immerhin ist daraus eine Kanzlerin hervorgegangen.

   Apropos kein Zufall. Mittlerweise bin ich zur Überzeugung gelangt, dass es in der Politik heutzutage keine Zufälle mehr gibt. Kurt Beck ist nur deshalb als SPD-Chef zurückgetreten, damit die "taz" am Dienstag titeln konnte "Münte is beck". Tags darauf war die Überschrift auch auf der Homepage des Zweiten Deutschen Fernsehens zu lesen, ohne auf die "taz" zu verweisen.

   Genausowenig ist es kein Zufall, dass eine amerikanische Vizepräsidentinnenkandidatin aus Alaska eine randlose Brille trägt, die von einem japanischen Designer hergestellt wird, welchem jetzt die Amerikanerinnen die Bude einrennen. Allerdings ist mir noch nicht ganz klar, welche poltische Schweinerei sich dahinter verbirgt.

   Mir ist nur ein Ereignis in dieser Woche untergekommen, dem man das Attribut "zufällig" anhängen kann. Wir haben darüber schon auf unserer Titelseite berichtet, aber die Sache ist einer weiteren Erörterung wert. Wie Sie vieleicht mitbekommen haben, hat das Landgericht Augsburg eine Anklageschrift verschickt, in dem der Angeklagte als "Arschloch" bezeichnet wurde. Ich habe mir nun überlegt, wie es zu der nicht ganz astreinen Wortwahl kommen konnte und die Erlärung in dem Delikt gefunden: Dem Angeklagten wird vorgeworfen, 181 geschützte griechische Landschildkröten nach Deutschland geschmuggelt, also eingeführt zu haben.
 

 

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