Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (28. September 2008)
 

   Es geht ja in dieser Ausgabe um das Thema Bier. Mancher erinnert sich noch an sein erstes Glas nach dem Krieg, als Kneipen und Coffeeshops eine Ahnung vom zivilen Leben verströmten. Was gab es schöneres für die Kinder der Trümmerjahre als einen Frapucchino, tall, mit extra Erdnusslikör oder ein Buddweiser light! Wir hatten ja nichts! Erfunden haben das Bier übrigens die Amerikaner, die erstmals Wasser aus Wasser destillierten, nicht wussten, wohin damit, und schliesslich in Flaschen abfüllten. Dank dieses schonenden Verfahrens enthalten die Etiketten vieler US-Biere bis heute mehr Alkohol als der Inhalt.

   Für ein seriöses Ranking hat unsere Wissenschaftsredaktion zahllose Biermarken verkostet (siehe Bild). Als Referenz dient uns wie damals ein Produkt aus den USA, das mit Tertiäraromen vom Haushaltsschwamm und feuchtem Jeansstoff überzeugt. Prost! Die Australier eifern dem nach, binden aber die chemisch nachgebildeten Ausdünstungen der einheimischen Tierwelt in ihr Bier ein. Stinkt tüchtig und brezelt im Unterleib.



   Zurück nach Europa. Dänemarks Tuborg verfügt dank des Ausbaus in der Blechdose über spektakuläre Metallnoten. Beisst im Abgang. Jetzt Heineken. Milliarden Liter im Jahr. Wer trinkt das alles? Wir jetzt. Runter mit. Nach drei Litern noch Autofahrt bis Holland möglich. Käsiger Nachgeschmack. Belgien schickt Hunderte Sorten ins Gefecht. Alle gut zu Fritten, wer Mayonaise reinrührt, hat auch Schaum. Jetzt tut's langsam weh. Päuschen wäre schön, aber Redaktionsschluss!

   Höhepunkt der alten Welt: Kronenbourg aus Frankreich. Laien wundern sich über brandiges Gefühl auf der Zunge. Experten raten zur äusseren Anwendung. Wer will, kann Austern drin ertränken, wird aber wegen Tierquälerei belangt. Potzblitz: Redaktion zeigt nach 46 Bier-Proben mächtig Wirkung. Aber weitermachen ist unabdingbar. San Miguel: Schutzpatron der Trinker. Spricht oft aus der Steckdose. Nach drei Flaschen am Strand von Playa del Dings alles egal. Schatten wichtig, sonst Übelkeit. Finnland! Wer öfters vor der eigenen Haustür einschläft, freut sich über jeden Stoff. Hautamäki noch einmal, das zischt! Dazu Tango von finnischem Komposit Unto Monotonen, brutal traurig. Motto: Schöntrinken, wenn's draussen grau wird. Marke vergessen. Auch egal.

   Und jetzt Deutschland. Löwenbräu auf der Wiesn. Mass für Mass - ja, der Goethe weiss Bescheid. Krachledernes Gefühl im vorderen Hirnlappen. Und bei uns? Aha, Dinkelacker. Dinkelacker? Lustig. Müssen jetzt auch dinkeln. Dann heim.
 

 

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