Vom ADAC kam diese Woche
eine Nachricht, bei der ich zuerst nicht sicher war, was sie
uns sagen will. Inzwischen bin ich überzeugt davon, dass es
eine frohe Botschaft war. In den Sommerferien, so die Wächter
über Asphaltbänder und innerstädtische Stauräume, habe es auf
den Autobahnen ein Gedränge gegeben, wie seit sechs Jahren nicht
mehr. Würde man nur die grossen Staus summieren, man käme auf
14 025 Kilometer. Die Staus nahmen solche Ausmasse an, dass
sich die Kultusminister der Länder zusammensetzten uund darüner
nachdenken wollen, ob man die Schulferien nicht der Länge der
Staus anpassen soll.
Es sei noch gar
nicht klar, so der ADAC weiter, ob überhaupt schon alle aus
den Ferien heimgekommen seien oder manche noch im Stau steckten.
Die Verkehrssoziologie spricht inzwischen, in Anlehnung an den
Begriff Kriegsheimkehrer, von Stauheimkehrern.
Wir
kommen nun zum politischen Teil dieser Kolumne. Ich möchte die
Gelegenheit nutzen und an dieser Stelle das Ende des Wohlfahrtsstaates
ausrufen. Was wir jetzt brauchen, ist ein klares Bekenntnis
zum Wohlstand. Es ist kein Zufall, dass im Wort Wohlstand der
Stau gewissermassen schon drinsteckt. Nun sehen wir auch, wie
unsinnig es war, dass der ADAC über Jahrzehnte hinweg immer
mehr Strassen gefordert hat. Er hätte sich für mehr Wohlstandsspuren
einsetzen müssen, das hätten die Menschen draussen im Stau verstanden.
Die
Zeit ist reif, meine Damen und Herren, für eine differenzierte
Feinstaubdebatte. Es müssen nicht immer 15, 20 Kilometer sein.
Nein, freuen wir uns auch über kleine Stockungen. Dabei sein
ist alles. Aber mein Appell gilt auch der Automobilindustrie:
Was nützt es, wenn der Verbraucher weiss, was ein Neuwagen auf
100 Kilometer schluckt? Er will wissen, wie lang er mit einer
Tankfüllung im Stau stehen kann.
Gerade
wir älteren Verkehrsteilnehmer sind doch froh, wenn überhaupt
noch was steht. Lernen wir den Stau zu lieben. Dann liebt er
auch uns. Und lässt uns nimmer los. |