Die beste Investition meines
Lebens habe ich vor etwas mehr als 20 Jahren getätigt. Damals
liess ich mir zwei Goldkronen implantieren. Die Anschaffung
der Kronen war nötig geworden, hatte ich die Jahre zuvor doch
nur in Amalgan, also in Quecksilber investiert. Nun stand ich
vor einem Milliardengrab. Die Entscheidung für Zahnüberblendungen
aus Gold war durch einen Englandaufenthalt begünstigt worden.
Beim Besuch im Tower of London war mir schlagartig klargeworden,
dass der Mensch ohne Goldkrone ein Nichts ist.
Dummerweise
habe ich mir von meinem Zahnarzt für zwei andere Zähne Keramikkronen
aufschwatzen lassen. Keramik ist zwar ein erstklassiges Material,
das auch in der Raumfahrt Verwendung findet. Aber da ich eher
ein bodenständiger Typ bin und in diesem Leben nicht mehr zum
Mond zu fliegen gedenke, hätte ich mich auch bei dieser Überbrückungshilfe
besser für das Edelmetall entschieden.
Anderseits,
wenn ich es mir recht überlege, vieleicht war der Rat des Zahnklempners
gar nicht so dumm. Er würde für die beiden vorderen Kronen Keramik
nehmen, riet er mir damals, weil man die beim Lachen sehen könnte.
Selbst wenn man in diesen Tagen nicht viel zu lachen hat - mit
weithin sichtbaren Goldkronen würde ich mich nicht mehr auf
die Strasse trauen, ausser ich hätte ein Geleitschutz wie die
Königin von England.
Das Gute an der
Finanzkrise ist übrigens, dass sich die Menschen wieder auf
die wahren Werte besinnen, aufs Gold und den Glauben. Seit drei
Wochen, so meldet Reuters, würden die Kirchen in der Umgebung
der Wallstreet einen regelrechten Ansturm erleben. Vor allem
Beschäftigte aus dem Finanzwesen suchten die Gotteshäuser heim.
Schon frohlocken die Pfarrer ob des unerhofften Zulaufs und
bieten seelischen Beistand. Ein feiner Zug der Kirche. Ich möchte
allerdings die Gottesmänner darauf hinweisen, dass es nicht
schaden kann, das Inventar im Auge zu behalten. Ihr wisst schon,
Gold. |