Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (30. November 2008)
 

   Das einzig Dumme an der Rezession ist Weihnachten: Eigentlich sollten wir jetzt im Advent Milliarden von Euros für Uhren, Autos, Lebkuchen, Handfeuerwaffen, Kaffeemaschinen oder dekorative Nasenhaartrimmer ausgeben, damit der Handel genug Geld verdient, um im Januar noch mehr Uhren, Autos, Lebkuchen, Handfeuerwaffen, Kaffeemaschinen und Nasenhaartrimmer zu bestellen, die dann im Schlussverkauf verramscht werden. Lebkuchen kommem dagegen erst wieder im September 2009 als Spekulatius auf den Markt. Aber das nur nebenbei. Kaufen sollen wir dagegen, weil ein gutes Weihnachtsgeschäft Hunderttausende Arbeitsplätze in der Auto-, Uhen-, Maschinenbau- und Waffenindustrie sichere, heisst es. Und natürlich im Handel.

   Also ran an die Dispo-Linie, solange es die Hausbank noch gibt.

   Oder doch sparen? Jeden Tag sagt uns Frau Merkel schliesslich, dass wir eine Krise haben, dass 2009 das Jahr der schlechten Nachrichten werde. Ganz abgesehen davon hat jeder ordentliche deutsche Haushalt mindestens ein Auto, zwei Kaffeemaschinen und drei Handfeuerwaffen. Von den Nasenhaartrimmern wollen wir erst garnicht reden. Unsere Redaktion "Krisen und globale Umtriebe" hat für Sie deshalb nach Wegen aus der Weihnachtskrise recherchiert und dabei Erstaunliches ermittelt.

   Unserem Testredakteur ist es gelungen, in einem Autohaus in der Region ein 300-PS-Sportcoupé für 99 Euro im Monat zu leasen. Ohne Anzahlung, ohne Kilometerbegrenzung. Der gerührte Verkäufer legte obendrein noch einen Benzingutschein über 1000 Euro, Winterreifen, beheizbare Karbon-Fussmatten, Zigarren für den Herrn, eine Handfeuerwaffe für die Gattin und etwas Schnaps und Kekse für die Kinder dazu. Unser Testkäufer forderte noch einen Nasenhaartrimmer, den das Autohaus noch vor Weihnachten liefern will. Mit solchen Geschenken trotzen Sie der schlechten Stimmung im Land und machen zudem Eindruck. So eine Sportflunder ist ja auch mal was anderes als die jährliche Geflügelschere, der neue Schwingkopf für die Zahnbürste oder die Zimmerpflanze Blömendöft aus dem Möbelhaus, das seine Kunden duzt. Obendrein sichert das Auto Arbeitsplätze. Schöne Rabatte sind derzeit auch beim Kauf von hochwertigen Sitzrasenmähern, Pistenraupen oder U-Booten zu erzielen, wobei dienur schwer unter den Christbaum passen.



   Inakzeptabel ist aber der Kauf von lebenden Tieren (siehe Bild) als Präsent. Tiere verhalten sich überdies in Krisenzeiten unvernünftig und wollen trotzdem fressen. Deshalb gibt es auch nie Rabatte auf Tiernahrung. Während allerorten die Preise purzeln, kostet Hundefutter für einen Monat jenach Grösse des Tiers mittlerweise fast so viel wie eine Handfeuerwaffe oder ein sehr, sehr guter Nasenhaartrimmer.

   Zwei Tipps zum Schluss: Wer partout Geschenke passend zur Krise kaufen will, dem empfehlen wir eine der trostlosen Biografien von Franz Beckenbauer - oder aber 1000 Liter Heizöl im Tetrapack. Ist ja gerade recht günstig. Und jetzt die Adventskerzen an.
 

 

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